piwik no script img

Absetzung von Londoner Theaterstück wegen Antisemitismus

■ Theaterleitung lehnt Vorwurf ab / Stück handelt von angeblicher Kollaboration zionistischer Juden mit den Nazis / Autor und Regisseur protestieren gegen Einfluß „zionistischer Lobby“

Aus London Rolf Paasch

Das Londoner „Royal Court Theatre“ hat die bereits vor der Premiere heftig umstrittene Produktion „Perdition“ (Ewige Verdammnis) vom Spielplan gestrichen. In der dramatisierten Version eines fiktiven Gerichtsprozesses beschuldigt der Autor Jim Allen führende Zionisten, 1944 in Ungarn mit den Nazis kollaboriert zu haben. Das Stück war bereits vor einem Jahr in Manchester nicht aufgeführt worden, nachdem ein Historiker die Thesen des Autors für falsch befunden hatte. Trotz der von ihm am Mittwoch verfügten Absetzung des Stückes wehrte sich der Leiter des Theaters gegen den Vorwurf, das Stück sei antisemitisch. „Wir haben die höchste Achtung für Jim Allens Integrität, aber wir akzeptieren, daß die Aufführung in Teilen der (jüdischen) Gemeinde eine so große Betroffenheit hergestellt hätte, daß wir uns entschlossen, von der Aufführung abzusehen.“ Jim Allen und Regisseur Ken Loach gaben sich über die Absetzung ihrer Produktion empört und machten die „zionistische Lobby“, bzw. „eine kleine Gruppe“ (Loach) für die A des Stückes für zu undifferenziert hielten, plädierten sie gegen dessen politische Zensur. Für die Vertreter etablierter jüdischer Institutionen stellte „Perdition“ dagegen einen klaren Fall von Antisemitismus dar.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen