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USA ringen um ihren Einfluß in Nicaragua

■ Contrahilfe ist nach SDI eine Priorität der US–Außenpolitik / Regierung sorgt sich nach Iran–Affäre um Bewilligung der Gelder / Shultz: Durch Contrahilfe wird direkte Intervention in Nicaragua vermieden / „Strategischer Trumpf“ wie Cuba / Contra–Führung zerstritten

Washington - Die Unterstützung der antisandinistischen „Contras“ stellt für US–Präsident Ronald Reagan nach der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) eine außenpolitische Priorität dar. Das erklärte der stellvertretende amerikanische Außenminister für inneramerikanische Angelegenheiten, Elliott Abrams, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der New York Times. Der New York Times zufolge sind die Aussichten auf eine neue Bewilligung von „Contra“–Hilfe im Kongreß derzeit so trübe, daß die Regierung erwäge, den Antrag über 105 Millionen Dollar für 1988 auf September zu verschieben. US–Außenminister George Shultz vertrat in einer Rede in New Orleans (Louisiana) vor der amerikanischen Rechtsanwälte–Vereinigung die Auffassung, Washingtons Hilfe für die Contras dürfe nicht von der Iran–Affäre mit der Umleitung von Geldern an die Rebellen in Mitleidenschaft gezogen werden. „Nirgends in der Welt steht so viel auf dem Spiel wie derzeit in Mittelamerika“, meinte Shultz in einer Rede in New Orleans. Die amerikanische Unterstützung für die „Contras“ stößt vor allem nach dem Skandal um die Abzweigung von Geldern aus dem Iran–Geschäft für die Aufständischen in Nicaragua im Kongreß zunehmend auf Widerstand. Shultz meinte dazu, daß durch die Unterstützung der „Freiheitskämpfer“ Washington „in Zukunft eine direkte militärische Intervention vermeiden“ könne. Nicaragua sei im Begriff, wie Kuba zu einem „strategischen Trumpf“ der USA zu werden. Der Chef der größten Contra– Gruppe „Nicaraguanische Demokratische Streitmacht (FDN)“, Adolfo Calero, sagte am Donnerstag auf Anfrage, daß die Rebellen weiter mit amerikanischer Unterstützung rechneten. Gegenwärtig verfügten sie über eine Rate der diesjährigen, bereits bewilligten Gelder in Höhe von 20 Millionen Dollar. Noch in diesem Monat werde im Kongreß die letzte Rate von 40 Millionen Dollar erörtert werden, „und wir rechnen damit, daß sie bewilligt wird“. Einer der Gründe für die Diskussionen und Spekulationen über die US–Hilfe sind schwere interne Streitigkeiten in der „Vereinigten Nicaraguanischen Opposition (UN0)“. Arturo Cruz, einer der drei UNO–Führer, bestätigte in einem TV–Interview seine Absicht, die UNO verlassen zu wollen. Er wolle nicht länger für eine Organisation arbeiten, die nicht effektiv funktioniere.

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