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Wallmann von hessischer CDU zum Spitzenkandidaten gewählt

■ Umweltminister geißelte gescheiterte rot–grüne Politik / ALKEM soll unter CDU–Regierung unbeschränkte Genehmigung erhalten / „Eine Herausforderung, unser Hessenland zu regieren“

Von Reinhard Mohr

Körle (taz) - „Nutze Deine Chance, Hessen, diesmal CDU!“ Stehende Ovationen folgten dem Schlußakkord der Rede von Walter Wallmann auf dem Sonderparteitag der hessischen Christdemokraten am vergangenen Samstag. Der Spitzenkandidat der CDU und Herausforderer des SPD–Kandidaten Hans Krollmann hatte zuvor versprochen, „mit ganzer Kraft dafür zu kämpfen, daß der rot– grüne Pakt in Wiesbaden von einer CDU–geführten Landesregierung abgelöst wird. Am 5. April finden in Hessen - nach dem Bruch der Koalition zwischen SPD und Grünen - vorgezogene Neuwahlen statt. Ausführlich und in großer Schärfe geißelte Wallmann die „gescheiterte Politik der rot–grünen Gesinnungsgenossen“. Während die Grünen als krypto–kriminelle Randgruppe fast schon vernachlässigenswert schienen, richtete sich die ganze Wucht der wahlkämpferischen Rhetorik von Walter Wallmann gegen die SPD: „abgewirtschaftet, zerrissen, verantwortungslos“ präsentiere sich die Partei, die nicht nur in Opposition zur Bonner Regierung, sondern „zunehmend in eine Opposition zu unserem Rechtsstaat“ geraten sei. Leuchtend sei dagegen die Zukunft Hessens unter Wallmann als neuem Ministerpräsidenten: statt Zank und reaktionärem Kulturpessismismus die Instandsetzung „kritischer Rationalität als Lösungsansatz für gesellschaftliche Probleme“, statt Ausstieg aus der Industriegesellschaft der vernünftige Weg „gesellschaftlicher Reform“ und „technologischer Erneuerung“. Auch werde dann endlich in Hessen „der Umweltschutz auf Platz 1 der Tagesordnung“ gesetzt. Zwischen der Versicherung, die Plutoniumfabrik ALKEM werde eine unbeschränkte Genehmigung erhalten, dem Protest einiger Dutzend Bauern gegen die CDU–Agrarpolitik, und dem Schlußwort Wallmanns - „Eine herrliche Herausforderung, unser Hessenland zu regieren“ - wurden nebenbei auch noch die CDU– Kandidaten für den Landtag gewählt. Was bei den Grünen Tage dauert, schafft die „Partei der Aufklärung“ in einer Viertelstunde. En bloc und ohne Aussprache wurde über die in der „Wahlvorbereitungskommission“ „im Konsens“ erstellte Landesliste abgestimmt. Nur einige stille Querulanten strichen den Listenplatzbewerber Nummer 1, Walter Wallmann, mit dem Kugelschreiber durch. So erhielt der Bundesumweltminister und Ministerpräsidentenkandidat weniger Zustimmung (439) als der Kandidat auf Platz 49, Siegbert Ortmann (444). Als die Reporterin des Hessischen Fernsehens den erfahrenen FAZ–Korrespondenten Bernd– Erich Heptner nach der gültigen Kommentar– und Stimmungslage befragte - „euphorischer Auftakt“ oder „gedämpfter Optimismus“ -, ging die sicherlich berufene Antwort im abschließenden Deutschlandlied unter.

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