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Schiffsuntergang fordert 135 Tote

■ Ursache des Untergangs ungeklärt / 84 Menschen vermißt / Experten–Kritik an Fähren–Konstruktion

Zeebrugge (ap) - Die belgischen und britischen Behörden hatten bis Sonntag noch keine Klarheit über die Ursache des Untergangs der britischen Autofähre „Herald of Free Enterprise“, bei dem am Freitag abend vermutlich 135 Menschen ums Leben gekommen sind. Aus dem einen Kilometer vor der Hafeneinfahrt von Zeebrugge gekenterten Wrack, das noch mit der Steuerbordseite aus dem Wasser ragt, waren bis Sonntag 51 Todesopfer geborgen worden. Nach Angaben des Provinzgouverneurs von Westflandern, Olivier Vannest, sind 84 noch vermißte Personen vermutlich ebenfalls ums Leben gekommen. Laut Vannest handelte es sich bei dem größten Teil der 547 Personen, die an Bord waren, um Briten. Die Zahl der Überlebenden wurde mit 408 angegeben, viele von ihnen erlitten schwere Verletzungen. Die 132 Meter lange, 1980 von der Schichau Unterweserwerft in Bremerhaven gebaute 7.951–Tonnen– Fähre, die der Reederei Townsend Thorensen gehört, war gekentert, nachdem Wassermassen vermutlich durch das vordere Ladetor in die Fähre strömten. Der schwerverletzt in einem Krankenhaus liegende Kapitän David Lewry hat nach Angaben eines Arztes berichtet, die Fähre sei innerhalb einer Minute gekentert. Fachleute in Großbritannien haben erneut auf die Gefährlichkeit von Fähren hingewiesen, die für Ro–Ro–Betrieb (Roll–on, roll– off, „Darauffahren, Herunterfahren“) ausgelegt sind. Bug– und Heckpartie sind großenteils identisch und haben jeweils Tore. Die Autos, die durch das eine Tor über eine Rampe auf das Schiff gelangt sind, fahren im Zielhafen durch das Tor am anderen Ende herunter. Die Autodecks sind nicht durch Schotten unterteilt, eindringendes Wasser kann ungehindert das Schiff auf ganzer Länge durchfluten, flacher Kiel und hohe Aufbauten führen dann leicht zum Kentern. Das Wrack der „Herald of Free Enterprise“ ist von den Ermittlungsbehörden beschlagnahmt worden. Daß jemand von den jetzt noch vermißten Passagieren in dem eiskalten Wasser überlebt haben könnte, galt als ausgeschlossen.

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