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N O C O M M E N T Subventionskonkurrenz

■ Zukunft der Kohle der Atomlobby geopfert

Jahrelang war uns weisgemacht worden, daß in diesem unserem Land die Lichter ausgingen, wenn nicht mit einer massiven Vorwärtsstrategie die Energiereserven der Atomkraft mobilisiert würden. 1986 brachte nun nicht nur den Schock von Tschernobyl, sondern entzog den AKW–Befürwortern auch zwei tragende Säulen ihrer wirtschaftlichen Argumentation: statt wachsendem Energiebedarf wurde eine stagnierende Stromabnahme, statt höherer wurden niedrigere Ölpreise gemeldet. Die gestiegenen Kapitalkosten für AKWs zeigen außerdem: Atomstrom ist nicht billig. Die Atomlobby sah den Energiekonsens in Gefahr. Wirkungsvoll und trickreich rückt nun die Koalition die energiepolitischen Hausgötter wieder an ihren Platz. Ohne Erhöhung des Kohlepfennigs unterliegt die Kohle bei der Preiskonkurrenz zwischen den Energiequellen. Die 1980 im Rahmen des „Jahrhundertvertrags“ getroffene Vereinbarung, die der Kohle einen 15 Jahre lang allerdings nur bei steigendem Bedarf auch steigenden Kraftwerksabsatz sicherte, wird marktwirtschaftlich konterkariert. Die Elektrizitätswirtschaft wird sich gegen den teurer werdenden Energieträger Kohle wehren und vorzugsweise Atomstrom produzieren. Kohlevorrangpolitik ist dann reine Verbalakrobatik. Als Wegbereiter dieser Koalitionsentscheidung dürfen die CDU–regierten Bundesländer Bayern, Niedersachsen und Schleswig–Holstein gelten. Sie traten wortgewaltig gegen die Bevorzugung der SPD–regierten „Revierländer“ Nordrhein–Westfalen und das Saarland auf. Deren Bergbausubventionierung sei ein Faß ohne Boden und benachteilige die Länder mit Atomenergie–Standorten. So funktioniert Subventionskonkurrenz. Bleibt die Bitte an die Atomwirtschaft, das Verzeichnis ihrer Lobbyisten auf Stand zu bringen. Georgia Tornow McCASH FLOWS ORAKEL McCASH FLOW ORAKEL

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