Dosenjesus bis Mai im Handel

■ Satiremagazin Titanic und Informationszentrum Weißblech einigten sich vor Landgericht in Köln / Kläger wollten die 4000 Poster mit dem Blechkruzifix nicht haben / Zahlreiche Nachbestellungen erwartet

Aus Köln Rita Schnell

Vor dem Landgericht Köln trafen gestern nachmittag das Hamburger Satiremagazin Titanic und das Düsseldorfer „Informationszentrum Weißblech“ auf einander. Verhandlungsgegenstand war eine Darstellung im Dezemberheft der Titanic. „Ich war eine Dose“, hieß es dort über zwei Seiten. Und unter diesem, den Weißblechinformanten entlehnten Werbeslogan, prangte ein vierfarbiges Blechkruzifx. Das ganze erinnerte stark an die von der Weißblech–Lobby geschaltete Werbkampagne. Und weil die Titanic ihre Satire so gelungen fand, wurde die Schöpfung gleich als Poster gedruckt und vertrieben. Das ging dem Informationszentrum Weißblech denn doch entschieden zu weit. Sie zettelten einen Rechtsstreit an. Bei einem Zwangsgeld von 500.000 DM sollte der Titanic richterlich die weitere Bewerbung und Vertreibung des Posters untersagt werden. Zur mündlichen Verhandlung lagen zwei Unterlassungserklärungen der Satiriker vor; die Anzeige werde nicht wieder geschaltet, das Poster in der ursprünglichen Form nicht mehr vertrieben. Ein neueres Poster allerdings, das sich durch die erste Aufflage nur durch den Hinweis „Titanic präsentiert“ unterscheidet, darf dagegen noch bis zum 31. Mai vertrieben werden. Darauf konnten sich die Parteien gestern einigen. Maximal 4.000 von den „komischen Heiligen“, können jetzt noch in Umlauf gebracht werden - die gesamte vorhandene Auflage. Bis zu diesem Termin werden die im Düsseldorfer Walstahlhaus residierenden Mitarbeiter des Informationszentrums Weißblech damit leben müssen, daß bei ihnen hin und wieder Nachbestellungen für den Dosenchristus eingehen. Es hat alles nicht so recht genutzt, die Titanic fand in Köln gnädige Richter. „Diese Art von Satire muß es geben dürfen“, bestimmte der Vorsitzende Richter Spätgens, und er bekannte, daß seine 31. Zivilkammer „sehr pingelig“ sei, „wenn es um die Freiheit der Kunst und der Meinung“ gehe. Er schlug dem Klägervertreter Zain vor, die Restaufflage für 15.000 DM von der Titanic zu erwerben, und so die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen. „Kommt nicht in Frage“, wehrte Zain entsetzt ab, „Wir wollen die Dinger nicht haben“. Mit dem nun geschlossenen Vergleich können alle Parteien leben. „Das Poster verkauft sich durch den Prozeß etwa sechs Wochen länger, als ursprünglich erwartet“, freute sich Titanic–Anwalt Seibert. Bestellscheine für den Weißblechjesus gibt es bis Mai in jedem Titanic– Heft.