Heimliche AIDS–Tests in Mainz

■ ASTA–Referent der Universität erhebt schwere Vorwürfe gegen das Uni–Klinikum / Universitäts–Präsident Klaus Beiermannbestätigt indirekt umstrittene Praxis

Mainz (taz) - Der Mainzer ASTA–Referent Gunther App hat dem Mainzer Universitätsklinikum vorgeworfen, Patienten „heimlich und ohne deren Wissen“ einem AIDS–Test zu unterziehen. App berichtete, er selbst sei Anfang Januar in die Infektionsstation des Klinikums mit Malaria eingeliefert worden. Dort habe er zufällig auf seinem Krankenblatt den handschriftlichen Eintrag HTLV III mit einem Zusatz versehen entdeckt. Nach eineinhalb Wochen sei er wieder entlassen worden, ohne daß man ihm etwas zu diesem Vermerk gesagt habe. Daraufhin habe er sich an die ihn behandelnden Ärzte gewandt, von denen er schließlich nach einigem hin und her erfahren habe, man hätte ihn einem AIDS–Test unterzoge. „Der Befund war negativ“, so App zur taz. Der Mainzer Universitätspräsident Klaus Beiermann bestätigte indirekt den Vorwurf Apps. Beiermann erklärte, daß man auf den Stationen „im Falle fiebriger Erkrankungen mit unklarer Genese“ die Patienten dann einem AIDS– Test unterziehe, wenn „ärztlicherseits ein begründeter Verdacht“ auf die Immunschwächekrankheit bestehe. Das sei sowohl wegen der Therapie des Patienten als auch zum Schutz des Personals notwendig. Nur in einem positiven Fall würden die Patienten über den an ihnen vollzogenen AIDS– Test informiert. Sei der Befund negativ, sehe man dagegen keine Notwendigkeit, den Patienten zu informieren, so Nicole Güth, Pressesprecherin der Mainzer Universität. Als Grund für die umstrittene Praxis vermutete man bei der AIDS–Hilfe Frankfurt, daß bei einer Vorinformation der Patient seine Zustimmung zu dem Test verweigern könnte. Die Dokumentation des AIDS– Tests wird im Mainzer Klinikum auf dem Krankenblatt festgehalten, das jedoch „nicht in fremde Hände gelangt und ausdrücklich nicht herausgegeben“ werde, so Beiermann in seiner Erklärung. Einzige Ausnahme sei eine staatsanwaltliche Anforderung des Krankenblattes. Max Holz