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Report–Redakteurin zurückgepfiffen

■ Recherche über Mißbildungen und Tod von Kälbern von SWF–Chefredakteur gestoppt Reiseantrag der Redakteurin Gadatsch abgelehnt / DJU: „Kniefall vor Atomindustrie“

Berlin (taz) - Die Redaktion des Fernseh–Magazins Report darf nicht über Mißbildungen und Kälbertod im bayerischen Landkreis Miesbach berichten. Der Reiseantrag von Report–Redakteurin Hannelore Gadatsch wurde von Chefredakteur Kleinmann zurückgewiesen. Nach der Strafversetzung von Report–Redakteur Moser hat die Reisesperre für Hannelore Gadatsch erneut den Verdacht von Zensur und Disziplinierung des Report–Teams verstärkt. Gadatsch wollte an einer Pressekonferenz der Umweltgruppe „Arche Noah“ über den Zusammenhang der gestiegenen Todesrate bei Kälbern und dem Reaktorunfall von Tschernobyl teilnehmen. Der Chefredakteur des Südwestfunks, Kleinmann, wies den Vorwurf der Zensur gegenüber der taz empört zurück. Der Reiseantrag sei abgelehnt worden, weil zum Thema Mißbildungen und Tschernobyl eine Brennpunkt– Sondersendung geplant sei. Termin für die Ausstrahlung dieses Brennpunktes sei voraussichtlich der 8. April. Zunächst hatte Kleinmann die Absage für die Reise nach München mit fehlender Aktualität begründet. Kleinmann zur taz: Er habe darauf hingewiesen, daß eine Veröffentlichung des Stern (der über den Kälbertod als erster berichtet hatte) noch keine aktuelle Verpflichtung für ein Fernseh–Magazin bedeute. Gegenüber der taz nannte Kleinmann dann noch einen dritten Grund für die Ablehnung: Der Reiseantrag sei zu spät gestellt worden. Die betroffene Redakteurin war zu einer Stellungnahme nicht bereit. Die IG Medien hat in einem Schreiben an den Sender gegen den Versuch protestiert, die kritische Sendung mundtot zu machen. Der Vorsitzende der Deutschen Journalisten–Union, Hartmut Schergel, zeigte sich über den Vorfall „entsetzt“ und sprach von einem „erneuten Kniefall vor der Atomindustrie“. -man–

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