Wiedervereinigung der PLO in Algier

■ Exil–Parlament tagt im April / Es geht um die Wiedervereinigung der Palästinensischen Befreiungsorganisation / Streitpunkte sollen in Vorverhandlungen ausgeräumt werden / Amman–Abkommen zwischen Arafat und König Hussein vor der Aufkündigung?

Aus Nikosia Marc Stein

Sheikh Abdel Hamid el Saleh, der Vorsitzende des Palästinensischen Nationalrates (PNC), hat am Dienstag die 426 Mitglieder offiziell zu der 18. Sitzung des Exilparlaments am 20. April in Algier eingeladen. Bereits für den Zehnten des Monats sind Vorverhandlungen in der algerischen Hauptstadt angesetzt, um noch bestehende Probleme auszuräumen. An den Gesprächen wird auch die radikale von George Habasch geführte Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) teilnehmen. Dies geht aus einem Kommunique hervor, das die größte Palästinenserorganisation, Arafats Al Fatah, am Dienstag abend in der südlibanesischen Stadt Saida veröffentlicht hat. Damit rückt eine Wiedervereinigung der seit 1983 gespaltenen Dachorganisation PLO in greifbare Nähe. Streitpunkt in den Verhandlungen ist vor allem das Amman–Abkommen zwischen PLO–Chef Arafat und dem jordanischen König Hussein vom Februar 1985, das von den radikalen, in der syrischen Hauptstadt Damaskus ansässigen Organisationen abgelehnt wird. In diesem Abkommen wurde eine palästinensisch–jordanische Konföderation in der israelisch besetzten Westbank anvisiert, die im Rahmen einer internationalen Nahost–Friedenskonferenz festgeklopft werden sollte. Nach Erklärungen mehrerer palästinensischer Organisationen, darunter auch Al Fatah in Beirut, soll am ersten Tag der Sitzung des Nationalrates das Amman–Abkommen offiziell aufgekündigt werden. König Hussein hatte seine Zusammenarbeit mit der PLO bereits vor einem Jahr „suspendiert“, in letzter Zeit wurden die Kontakte jedoch wieder intensiviert. Der jordanische Außenminister hat am Montag in einem anderen Zusammenhang erklärt, ein solcher Schritt der PLO käme dem Friedensprozeß im Nahen Osten nicht entgegen. Gleichzeitig mit der Einberufung des PNC wurden sechs Mitglieder des Nationalrates, darunter der Chef des Volksfront–Generalkommandos, Ahmed Jibril, aufgefordert, vor dem Exilparlamet Stellung zu den Ereignissen in der nordlibanesischen Stadt Tripolis im Herbst 1983 zu beziehen. Damals hatten palästinensische Arafat–Gegner mit syrischer Unterstützung in einer blutigen Schlacht um die Flüchtlingslager Nahr al Bared und Baddawi den PLO–Chef zum Verlassen des Libanon gezwungen. Unterdessen hat das Politbüro der PFLP am Dienstag abend in Damaskus ein Kommunique veröffentlicht, indem die „positiven Schritte“ der derzeitigen Gespräche in der libyschen Hauptstadt Tripolis gewürdigt werden. Dort verhandeln Vertreter von sechs in Damaskus ansässigen Organisationen über eine Wiedervereinigung der PLO. Dem Kommunique zufolge bestehen alle diese Organisationen auf einer Weiterführung des innerpalästinensischen Dialogs. Das bedeutet, daß die Verhandlungen auf breiter palästinensischer Ebene und nicht nur zwischen den großen Organisationen Al Fatah, DFLP und PFLP geführt werden. So ist absehbar, daß auf der PNC–Sitzung in Algier alle relevanten PLO–Unterorganisatioen wieder mit von der Partie sein werden, anders als es noch bei der letzten Tagung in der jordanischen Hauptstadt Amman im November 1984 der Fall war.