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Iran–Deal via Frankfurt?

■ Eine deutsche Fluggesellschaft mit Sitz auf der Karibikinsel St. Lucia soll Waffen nach Zaire und in den Iran geliefert haben

Frankfurt (epd/afp/taz) - Von dem Frankfurter Büro der in deutschem Besitz befindlichen „St. Lucia Airways“, einer auf der Karibikinsel St. Lucia registrierten kleinen Fluglinie, sollen geheime Waffenlieferungen an den Iran und an die UNITA–Rebellen in Angola gesteuert worden sein. Dies berichtete die von der Karibischen Kirchenkonferenz herausgegebene Monatszeitung Caribbean Contact in ihrer März– Ausgabe. Britische und nordamerikanische Zeitungen hatten bereits Ende letzten Jahres Anschuldigungen gegen die „St. Lucia Airways“ erhoben, im vergangenen Jahr sechs Mal von der Kelly Air Force Base in Texas über St. Lucia und die Kapverdischen Inseln nach Zaire Waffen und Raketen für die UNITA transportiert zu haben. Außerdem setzte die US– Regierung ab 1985 die drei Transportmaschinen der kleinen Fluglinie zu geheimen Waffenlieferungen an Iran ein. Der Frachtdienst wurde von einem Büro in Frankfurt gesteuert, das die Gesellschaft mit der deutschen Firma „TBG AIR Transport Beratungs–Gesellschaft mbh“ teilt, die die „St. Lucia Airways“ gelegentlich auch vertritt. Ihr Geschäftsführer ist Dietrich Renhardt, der von Fort Charlotte in Florida aus die Geschäfte im Namen einer anderen Gesellschaft, „Air Consulting“, organisiert. Reinhardt stellte gegenüber der Washington Post kategorisch eine Verbindung zu dem Geheimdienst oder zu einer anderen Washingtoner US–Regierungsstelle in Abrede. Es habe sich um Hilfe für Zaire gehandelt. Der Premierminister von St. Lucia, John Compton, sagte gegenüber der Washington Post, die als Eigentümer der Fluggesellschaft aufgeführten Inselbewohner dienten nur als „Fassade“ in einer Operation, bei der der Karibikstaat als Tarnmantel benutzt werde. Compton ordnete Untersuchungen an, um festzustellen, ob die „St. Lucia Airways“ bei Zwischenlandungen auf der Insel Waffen an Bord hatte. Reinhardt wurde aufgefordert, den Namen seiner Gesellschaft zu ändern. „Wir sind ein kleines Land. Wir wollen nichts mit solchen internationalen Verwicklungen zu tun haben“, erklärte der Regierungschef.

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