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Nach Kohle und Stahl: Werften fordern Zuschüsse

■ Auftragsrückgang 1986 um die Hälfte / 20

Hamburg (ap/taz) - Pünktlich zur Auseinandersetzung in der Bundesregierung über die staatliche Subventionierung der Kohle– und Stahlindustrie hat sich jetzt am Wochenende eine Branche in Erinnerung gerufen, die sich ebenfalls noch stärker als bisher an den Tropf öffentlicher Zuschüsse hängen will: Eine stärkere staatliche Unterstützung zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Konkurrenten hat der Verband der Deutschen Schiffbauindustrie am Freitag in Hamburg gefordert. Auf der Jahresmitgliederversammlung des Verbands beklagte der stellvertretende Vorsitzende der Organisation, Kurt Jansen, eine „dramatische Verschlechterung“ bei den Auftragseingängen der Schiffbauer. Nach Angaben Jansens konnten 1986 lediglich 47 Bauaufträge gebucht werden. Während im Weltschiffbau und in den übrigen EG– Ländern nur ein Rückgang von sieben Prozent zu verzeichnen sei, sei die neugebuchte Tonnage in der Bundesrepublik innerhalb eines Jahres um 48 Prozent zurückgegangen, sagte Jansen. Die Zahl der Beschäftigten hat sich nach den Worten des Verbandsvorsitzenden seit 1982 um 28,8 Prozent auf nunmehr 40.919 verringert. Als Hauptursache für die Schwierigkeiten des deutschen Schiffbaus nannte Jansen die Überkapazität im Weltschiffbau. Daneben würden sich die starke Staatssubventionierung ausländischer Konkurrenten und der harte Kurs der Mark zu Lasten der deutschen Schiffbauindustrie auswirken. Um sich gegen die „Kampfpreise fernöstlicher Werften“ behaupten zu können, fordert der Verband eine generelle staatliche Unterstützung des deutschen Schiffsbaus von 20 Prozent. In anderen Ländern betragen die Subventionen laut Jahresabschlußbericht des Verbandes der deutschen Schiffbauindustrie teilweise 40 Prozent. Um die Lobby erst so richtig stark zu machen, plant die Branche eine Verbandsfusion. Das große Geschäft wird künftig weniger im Schiffbau als im industriellen Abbau der Rohstoff–Reichtümer des Meeres und des Meeresbodens liegen. Daher wollen sich demnächst der Verband der Deutschen Schiffbauindustrie und die Wirtschaftsvereinigung industrielle Meerestechnik zum Verband für Schiffbau und Meerestechnik zusammenschließen. Wie der Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftsvereinigung, Hans–Günther Stalp, am Freitag in Hamburg mitteilte, will sich der erweiterte Verband besonders in Entwicklungsländern mit Ausstellungen und Symposien um verbesserte Absatzchancen bemühen. Der neue Verband soll seinen Sitz in Hamburg haben.

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