Lambsdorff kneift im Spendenprozeß gegen Henle

■ Im Parteispendenprozeß gegen den Klöckner–Chef können sich Zeugen an nichts erinnern / Strauß wollte gegen Spende die „sozialistische Regierung“ bekämpfen

Von Jakob Sonnenschein

Duisburg (taz) - Der vom Bonner Landgericht wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verurteilte Otto Graf Lambsdorff hat am Dienstag im Parteispendenprozeß gegen den Klöckner–Chef J.A. Henle jegliche Aussage zur Sache verweigert. Lambsdorff konnte sich auf das Auskunftsverweigerungsrecht zurückziehen, weil sein Bonner Urteil wegen der eingelegten Revision noch nicht rechtskräftig ist. Selbst zur Frage, ob er den Angeklagten persönlich kenne, schwieg der Graf. Aus von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Unterlagen geht hervor, daß J.A. Henle mehrere Telefonate und zumindest ein persönliches Gespräch mit dem ehemaligen FDP–Schatzmeister geführt hat. Ob dabei über Parteispenden gesprochen worden ist, was der Angeklagte bestreitet, wollte Lambsdorff nicht sagen. Ein anderer Schatzmeister, Karl Heinz Spilker von der CSU, wurde vom Gericht zu einem Spendenbrief des CSU–Vorsitzenden F.J. Strauß gefragt. Strauß hatte 1977 in einem Schreiben an J.A. Henle um eine „Sonderaktion“ zum Abbau der CSU–Schulden gebeten und als Gegenleistung den „Kampf gegen die sozialistische Regierung in Bonn“ versprochen. Das sei kein auf die Person gezielter Werbebrief, sondern ein Rundschreiben an einen größeren Kreis gewesen, sagte Spilker. An ein persönliches Gespräch, das Spilker laut Aktenvermerk mit J.A. Henle führen wollte, mochte sich der CSU–Schatzmeister nicht erinnern. Nicht für den Angeklagten, aber für dessen verstorbenen Vater, der die Millionenspenden u.a. an die „Staatsbürgerliche Vereinigung“ (SV) veranlaßt haben soll, gab der frühere enge Vertraute Hans H. Kuhnke vor Gericht so etwas wie eine Ehrenerklärung ab. Er halte es „für völlig ausgeschlossen“, daß der Vater von der Weiterleitung der SV– Gelder an die CDU gewußt habe, sagte Kuhnke (siehe auch Hintergrundbericht auf Seite 10).