: Pershing werden nicht genutzt
■ Genscher: Kein Zweifel an Abbau der Mittelstrecken– raketen / Demontage einer Stufe nicht vorgesehen
Bonn (ap/taz) - Für Bundesaußenminister Genscher gibt es „überhaupt keinen Zweifel darüber“, daß die in der Bundesrepublik stationierten Pershing–II–Raketen und Marschflugkörper im Rahmen einer vereinbarten Null– Lösung abgezogen und nicht etwa nur zu Kurzstreckenraketen umgebaut und auf den Abschußrampen gelassen werden. Am Donnerstag erklärte Genscher in Bonn, der Abzug der Raketen sei Inhalt des NATO–Doppelbeschlusses gewesen, und das sei auch der Stand der Meinungsbildung im westlichen Bündnis. „Andere Entscheidungen gibt es nicht“. Um sowjetische Befürchtungen zu zerstreuen beteuerte er, daß die Frage einer „technischen Amputation“ der Pershing II zu Mittelstreckenraketen kürzerer Reichweite im Bündnis überhaupt nicht erörtert worden sei. An die Verhandlungen über die Null–Lösung müßten sich jedoch weitere Verhandlungen über die Reduzierung der Mittelstreckenraketen kürzerer Reichweite auf ein niedrigeres Niveau mit gleichen Obergrenzen anschließen. Damit schwenkte Genscher auf die US–amerikanische Position ein, wobei er aus Rücksicht auf die Durchsetzung dieser Forderung gegen die europäische Friedensbewegung ein „niedrigeres“ Niveau anstrebt. Zur Begründung fügte er an, daß man bei dem gegenwärtigen Kräfteverhältnis zwischen Ost und West in Europa auf die Strategie der Abschreckung auch mit nuklearen Mitteln nicht verzichten könne. Deswegen sei es so wichtig, auch über die konventionellen Streitkräfte zu verhandeln. Fortsetzung auf Seite 2 Der Minister äußerte sein Unverständnis über kritische Stimmen zur Null–Lösung im westlichen Bündnis. Er könne sich nicht vorstellen, daß jemand in Panik gerate, wenn ein Ziel des westlichen Bündnisses in greifbare Nähe gerate. Die Null–Lösung bedeute, daß 1.223 sowjetische Atomsprengköpfe, die bisher Westeuropa und andere Teile der Welt bedrohten, sowie 200 Sprengköpfe des Westens beseitigt würden. Jeder dieser Sprengköpfe habe das Vielfache der Vernichtungskraft der Hiroshima–Bombe. Er könne nicht verstehen, wenn es jemanden geben sollte, der sich mit dieser Bedrohung wohler fühle als ohne sie.
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