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Erfüllungsgehilfen

■ Fluggesellschaften setzen Asylpolitik um

Sie tragen weder grüne Polizeiuniformen noch schwarze Richterroben. Sie haben - das gebietet der Ruf als Serviceunternehmen - für jeden Kunden ein freundliches Lächeln parat. Mit demselben professionellen Lächeln, wie sie sonst um die Bordkarte bitten, werden jetzt die Lufthansa–Bediensteten und ihre Kollegen von den anderen Fluggesellschaften exotisch aussehenden Kunden ein „Nein bedauere“ entgegenhalten. Am Flugschalter von Istanbul oder Colombo kann dieses Nein für Fluggäste ohne Visum für die BRD das Ende einer Fluchtperspektive bedeuten, die Entscheidung über einen Asylantrag, noch ehe er gestellt wurde. Daß die Bundesregierung das weltweite Flüchtlingsproblem am liebsten dadurch „lösen“ möchte, daß sie die Flüchtenden gar nicht erst in das „großzügigste Asylland“ der Welt gelangen läßt, ist die eine Seite. Daß Fluggesellschaften sich jetzt zum Erfüllungsgehilfen deutscher Behörden machen, daß sie sich mit der Verweigerung eines Flugtickets zu Herren über die Zukunft oder gar das Leben eines Menschen aufschwingen, ist mehr als nur die Perversion unseres Asylrechts. Sicher: Die Fluggesellschaften sind per Gesetz mit Geldstrafe bedroht, falls sie Ausländer ohne „Eintrittskarte“ in die Bundesrepublik befördern. Doch die Unternehmen hätten die Möglichkeit gehabt, gegen ihre Umfunktionierung zu Polizeigehilfen zumindest lauthals zu protestieren, um nicht zum Mittäter zu werden. Flüchtlinge können jetzt nur noch auf den Mut einzelner Angestellter vor Ort hoffen, die sich ihres wirklichen Berufes als Mitarbeiter eines Service–Unternehmens zum Transport von Fluggästen besinnen. Vera Gaserow

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