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Informationspolitik

■ Die Atomlobby hält dicht

Noch wird gerätselt über die Ursache für den Anstieg der Radioaktivität Anfang März in mehreren europäischen Ländern. Die Sowjetunion will es nicht gewesen sein, und eine andere Quelle ist noch nicht in Sicht. Die Frage nach dem Verursacher ist, so interessant eine Antwort auch wäre, jedoch von zweitrangiger Bedeutung. Viel wichtiger wäre es zu erfahren, warum die Öffentlichkeit über die Tatsache einer europaweit ansteigenden Radioaktivität und über die Möglichkeit, daß es einen neuerlichen Atomunfall gegeben hat, erst durch zugespielte Informationen unterrichtet werden muß. Seit wann der Bericht des BfZ vorliegt, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, daß das Bundesumweltministerium und die bundesdeutsche Strahlenschutzkommission spätestens seit Donnerstag vergangener Woche unterrichtet waren. Meinen die Bonner Strahlenbürokraten, die Bundesbürger seien knapp ein Jahr nach dem Tschernobylunfall noch nicht reif für solche Informationen? Gegen diese Form der Strahlenpädagogik hilft nur ein antiautoritärer Impuls, der das Verlangen nach vollständiger und unzensierter Information politisch durchsetzt. Doch bietet sich noch eine viel näherliegende Erklärung für das große Schweigen an. Nichts kann die internationale Atomlobby und die ihnen willfährigen Politiker schmerzlicher auf ihrem mühsamen Weg treffen, den Glauben an die Beherrschbarkeit des atomaren Feuers wieder zu festigen, als ein neuer Unfall in einem Atomkraftwerk, egal ob in der UdSSR oder in irgendeinem anderen Atomstaat. Diesem „Glauben an die Atomenergie“ gilt denn auch die Sorge des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) im fernen Tokio. Die hehren Absichtsbekundungen nach Tschernobyl sind längst vergessen. Raul Gersson

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