piwik no script img

Ostermarschierer: „Gorbi - super“

■ Ostermärsche Ruhr und Münsterland verabschieden Dankesbrief an sowjetischen Generalsekretär Im Revier allein am Ostersamstag 26.000 Demonstranten / Veranstalter rundum zufrieden mit dem Verlauf

Aus Dortmund Petra Bornhöft

Mit einem öffentlich verabschiedeten Dankesbrief an Michail Gorbatschow endeten gestern in Dortmund die Ostermärsche Ruhr und Münsterland. Einige tausend Menschen versammelten sich auf dem Alten Markt zwischen hunderten von Verkaufsbuden. Weniger Demonstranten als in den vergangenen Jahren hatten drei Tage von Duisburg bzw. Münster bis nach Dortmund durchgehalten. Bei den „Gelegenheitsteilnehmern“ jedoch, so die Veranstalter vor Journalisten, stelle man in den letzten sechs Jahren „eine steigende Tendenz“ fest. Mit 26.000 Revier–Demonstranten am Ostersamstag sind die Zahlen der Organisatoren viermal so hoch wie die Angaben der Polizei, die in Dort mund von „deprimierend geringer Beteiligung“ - sie nannte 7.000 - sprach. Ein buntes, kirmesartiges Treiben empfing die Marschierer in der Westfalen–Metropole. Paella, Waffeln, Torten, Pizza und Kebab lockten mit ihren Düften. IG Metall–Fähnchen für die Kleinen, Sekt mit Früchten von der Deutschen Friedensgesellschaft, Nica– Plätzchen, selbstgebastelte Mickey Mäuse aus Gips, am bestens plazierten DKP–Stand rote Sweatshirts mit der Aufschrift „Mehr Kommunisten braucht das Land“, flotte Streifenhosen aus Mexiko - kurz gesagt, optimale Möglichkeiten zum Durchfuttern und Einkleiden, alles bei verkaufsfördernder Musik. So zufrieden wie die Händler zeigten sich auch die Veranstalter. Die Beteiligung am diesjährigen Ostermarsch schätzen die Organisatoren als „außerordentlich erfolgreich“ ein. Das (originelle) Motto, „Wir brauchen Frieden und Arbeitsplätze durch Abrüstung. Atomteststopp - keine Weltraumwaffen“, erfasse „immer breitere und weitere Teile der Bevölkerung“. Auch die Zahl der Unterstützer wachse beständig. Bei der Auftaktkundgebung in Duisburg etwa bekundeten Redner und Rednerinnen des IG Metall Bundesvorstandes, der Parteivorstände von SPD, DKP und Grünen ihre Unterstützung. Vertreter des Ostermarsches Münsterland berichteten von freundlichen Grußworten der Bürgermeister in Hamm und Lünen. Sie hatten ausdrücklich Gorbatschows Abrüstungsvorschläge unterstützt. Diese standen im Mittelpunkt der Ostermärsche. Auf zahlreichen SDAJ–Plakaten mit dem lächelnden Gorbatschow hieß es kurz und bündig: „Gorbi - super“. Der Kabarettist Dietrich Kittner nahm die Politik der UdSSR zum Anlaß, „endlich mal nicht nur Protestresolutionen zu verfassen“, sondern einen Dankesbrief öffentlich verabschieden zu lassen. In dem Schreiben an „Gorbi“ heißt es: „Mit Ihren umfassenden Abrüstungsvorschlägen sind Sie, Herr Generalsekretär, zum Hoffnungsträger für breite Bevölkerungsschichten auch in unserem Land geworden“. Nach Abschluß der Ostermärsche werden die Organisatoren eine bundesweite Friedensdemo am 13.6. in Bonn vorbereiten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen