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PLO–Außenminister für Nahost–Konferenz

■ PLO–Chefdiplomat Farouk Kaddoumi befürwortet Beziehungen zu Jordanien und Ägypten / Abul Abbas, Chef der Palästinensichen Befreiungsfront und in die Entführung der „Achille Lauro“ verwickelt, ist nicht mehr im Exekutivkomitee der PLO

Aus Beirut Petra Groll

Am dritten Arbeitstag der Sitzung des Palästinensischen Exilparlaments (PNC) in Algier hat am Mittwoch einer der politischen Höhepunkte das Geschehen bestimmt: der Bericht der „politischen Kommission“, zugleich Bilanz wie Diskussionsgrundlage für den außenpolitischen Kurs der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Farouk Kaddoumi (Abu Lotuf), Quasi–Außenminister und Chefdiplomat der PLO, bestätigte die positive Haltung der PLO zum derzeitigen Lieblingsthema der Nahost–Diplomatie, der internationalen Friedenskonferenz. Diese Konferenz, so Kaddoumi, solle unter Berücksichtigung der UN–Sicherheitsrats–Resolution 38–158 vom August 83 stattfin den und der PLO einen den anderen Teilnehmern gleichberechtigten Status garantieren und Entscheidungskompetenz haben. Vorbereitungstreffen der fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder, USA, UdSSR, China, Frankreich und Großbritannien, sollen einer internationalen Konferenz vorausgehen. Welchen Erfolg sich die PLO von einer solchen Konferenz verspricht, machte Kaddoumi nicht klar. Das Ziel der Befreiungsbewegung aber bleibt der „unabhängige und selbstbestimmte palästinensische Staat“, der laut Kaddoumi durch politischen wie bewaffneten Kampf erreicht werden soll. Die Position der PLO zur internationalen Nahost–Konferenz unterscheide sich nicht von der Haltung Syriens, betonte Kaddoumi während seines Resumees der palästinensisch–arabischen Beziehungen. Außerdem bleibe es bei der Ablehnung der UN–Resolutionen 242 und 338, in denen das Palästinenserproblem als Flüchtlingsfrage abgehandelt wird, und des Reagan–Planes durch die PLO. Seit der Ausweisung von PLO–Chef Arafat aus Syrien 1983 ist die Konsolidierung der Beziehungen zu den Machthabern in Damaskus eine der schwierigsten Aufgaben palästinensischer Diplomatie geworden. Während der Pressesprecher des Nationalrates, Ahmed Abdelrahman, auf einer Pressekonferenz erklärte, die PLO fordere die „Ablehnungsfront“ (Syrien, Libyen, Algerien, Südjemen und die PLO) auf, die Haltung gegenüber Ägypten zu klären, betonte Kaddoumi das Interesse der PLO an Beziehungen zur Regierung Mubarak. Ebenso trete die PLO trotz der Aufkündigung des Amman– Abkommens zwischen Arafat und König Hussein weiter für ein enges Verhältnis zu Jordanien ein. Das Verhältnis der PLO zu Ägypten und Jordanien waren entscheidende Streitpunkte im Wiedervereinigungsprozeß der PLO gewesen. Die palästinensische Opposition, namentlich die Volksfront (PFLP),hatte ihre Teilnahme am PNC von der Aufkündigung des Amman–Abkommens abhängig gemacht. Aus der Gerüchteküche des PNC wird derzeit berichtet, daß der Chef der PFLP, George Habbash, sich möglicherweise nicht zur Kandidatur für das Exekutiv– Komitee (Regierung) bereiterklärt, wenn „Al Fatah“, die größte PLO–Partei und Arafats Hausmacht, nicht die Kontakte zur ägyptischen Regierung abbricht. Mit seiner Erklärung vom Dienstag, das Zentralkomitee von „Al– Fatah“ solle diese Frage diskutieren, hatte Arafat versucht, eine eindeutige Entscheidung des PNC bezüglich Ägyptens zu vertagen. Einer wird im neuen Exekutivkomitee auf jeden Fall fehlen: Abul Abbas, Chef der Palästina– Befreiungsfront, der als Urheber der Entführung des Kreuzfahrtschiffes „Achille Lauro“ gilt. „Er paßt nicht mehr in das Bild der PLO, das wir künftig bieten wollen“, erklärte ein PLO–Funktionär dazu. Abul Abbas selbst kündigte an, seine Organisation wolle sich mit ihrem abgespaltenen Flügel unter Talaat Jakoub wieder vereinigen und bald „spektakuläre Aktionen“ in Israel durchführen.

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