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Atom–Ausbau aus London

London (taz) - Ein Jahr nachdem die Tschernobyl–Wolke über Teile der britischen Inseln hinweggezogen ist, arbeiten im nordenglischen Lake District noch 150 Schafhirten in Gebieten, wo sie ihre Tiere wegen der anhaltend hohen Cäsium–Konzentration nicht umhertreiben dürfen. Dies ist allerdings eine der wenigen sichtbaren Auswirkungen, die der Atomunfall in Großbritannien hinterlassen hat. Beinahe vergessen scheint die Handlungsunfähigkeit und Verwirrung in den Ministerien und Behörden vor einem Jahr. Zwar war der Grad der Verseuchung weit geringer als auf dem Festland, das administrative Chaos dafür umso größer. Atomkraftgegner hatten damals allzu voreilig auf den endgültigen Umschwung der öffentlichen Meinung zur Atomkraft gehofft. Die Mitgliedszahlen bei „Grünen“, „Greenpeace“ und „Friends of the Earth“ (FoE) schnellten in die Höhe, der Gewerkschaftskongreß sprach sich gegen den Ausbau der Atomenergie aus. Doch all dies hatte auf die wichtigste Entscheidung in der britischen Energiepolitik keinen Einfluß. Im Februar verkündete Frau Thatchers Atomknecht, Peter Walker, das Bauprogramm für die nächste Generation von AKWs: Der Druckwasserreaktor (PWR) in Sizewell wird gebaut, weitere vier sollen folgen. Die Atomindustrie hat unterdessen ihre Lehren gezogen. In großangelegten Werbekampagnen werden Millionen ausgegeben. Dem Werbefeldzug der Industrie setzt die Anti–Atomkraft–Bewegung die Verbesserung ihrer notorisch schlechten Zusammenarbeit entgegen, auch ein neues Bewußtsein über den Zusammenhang zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft. Rolf Paasch

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