: Tschernobyls Spätfolgen Jugoslawien: Demo gegen AKWs
Ljubljana (taz) - „Tschernobyl - eine Mahnung“ war das Motto einer Anti–AKW–Demo, die in Ljubljana am Donnerstag tausende Bürger auf die Straße lockte. Organisiert vom Jugendverband der slowenischen KP, ist dies der Auftakt zu zahlreichen Manifestationen, die in diesen Tagen gegen das heimische Atomprogramm in mehreren jugoslawischen Großstädten abgehalten werden. Die Demonstranten forderten von den Politikern ein klares Nein zur Atomenergie und nicht scheinheilige Töne wie unmittelbar nach der Katastrophe. Damals hieß es, das Atomprogramm werde für die nächsten zehn Jahre auf Eis gelegt. Immer wieder tauchten jedoch Zweifel auf, ob nicht Verträge mit westlichen AKW–Firmen abgeschlossen würden. Im Gespräch war vor allem die Kölner KWU. Wer dieser Tage das Gelände für das zweite AKW bei Prevlaka in Augenschein nimmt, sieht keine Anzeichen eines Baustopps. Ein Jugendfunktionär der KP– treuen „Sozialistischen Jugend“ richtete in Ljubljana schwere Vorwürfe an die Parteibonzen: Einige ZK–Mitglieder boykottieren hartnäckig Initiativen, die Bevölkerung in einem Volksentscheid selbst darüber bestimmen zu lassen, ob sie für oder gegen Atommeiler sei. Der Dachverband aller „Sozialistischen Jugendorganisationen“ beschloß am Mittwoch den Verzicht auf AKWs und umfangreichere Gesetze gegen die Umweltverschmutzung. Einige Verwirrung löste auch ein Artikel im Tagesblatt Vecernji List aus. Die Nuklearphysikerin Alice Baumann erklärte, über den radioaktiven Niederschlag nach Tschernobyl sei die Bevölkerung unzureichend informiert worden - sie dürfe aber keine Einzelheiten nennen: Das sei schädlich für den Fremdenverkehr. H. Hofwiler
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