: Fischer contra Wallmann
■ Eine Montage aus der Regierungserklärung von Walter Wallmann und Joschka Fischers Antwort im hessischen Landtag / Philosophisches und Verkehrstechnisches live
Wallmann: Wir müssen unbedingt an der bürgerlichen Aufklärung festhalten, an Rationalität und kritischer Analyse. Fischer: Ich freue mich, daß Sie jetzt auch noch Hegelianer geworden sind. Sie wissen ja, Herr Ministerpräsident, daß nach Hegel Karl Marx kommt. Wallmann: Das heißt aber auch Besinnung auf Tradition und Geschichte, die die gesamte Bildungs– und Kulturpolitik mitbestimmen. Fischer: Von der jüngeren Geschichte scheinen Sie allerdings nicht viel zu halten. Kein Wort zu Tschernobyl fand sich in Ihrer Regierungserklärung. Dagegen haben Sie philosophisch–ausführlich dargestellt, daß alles „im Übergang“ ist, „alles fließt“. Nach ihren Vorstellungen scheint auch die Atomenergie eine Übergangsenergie zu sein: In 500 Jahren brauchen wir sie nicht mehr. Wallmann: Wir werden Schluß machen mit der Technologiefeindlichkeit. Umweltschutz geht nur mit der Industrie. Der Frankfurter Flughafen muß die europäische Drehscheibe für den Luftverkehr bleiben ... Fischer: ...und auch der Frankfurter Hauptbahnhof darf nicht geschlossen werden. Den hat selbst der Kollege Kuhnert nie in Frage gestellt. Wallmann: Gegen staatliche Reglementierung, wie sie unter der letzten Landesregierung üblich war, setzen wir die freiheitliche Lebensentscheidung des einzelnen. Fischer: Da können wir gleich die Nagelprobe machen, bei der Volkszählung, wenn sich einzelne freiheitlich dagegen entscheiden. Zwischenruf Weghorn (FDP): Rabauke! Fischer: Ach Gott, Herr Weghorn. Als was soll ich Sie denn jetzt bezeichnen: Als Mamas gelungenstes Sozialisationsprodukt? Wallmann: Über alle Ideologien hinweg werde ich die kulturelle Entfaltung der Gemeinschaft wie des einzelnen fördern. Selbstfindung in Kunst und Wissenschaft... Fischer: Deshalb lassen Sie jetzt auch das Pompeji der Paläontologen - ich spreche von der Grube Messel - mit Müll zuschütten. Das ist wahrhaftig bombastische Kulturpolitik.
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