: AKW–Manager stürzte sich in den Tod
■ In Transnuklear–Bestechungsaffäre verwickelter PREAG–Mitarbeiter warf sich vor fahrenden Zug / Gegen ihn wurde bereits staatsanwaltlich ermittelt / Inzwischen weitere leitende Transnuklear–Angestellte beurlaubt
Aus Frankfurt Reinhard Mohr
Am frühen Montag morgen dieser Woche warf sich ein 45jähriger Sachbearbeiter der Hauptverwaltung der Preussen Elektra Aktiengesellschaft (PREAG) in der Nähe seiner Hannoveraner Wohnung vor einen fahrenden Zug. Er war sofort tot. Damit hat die jüngste Bestechungsaffäre um die Firma „Transnuklear“ ein Menschenleben gefordert. Der PREAG–Mitarbeiter war vor drei Wochen entlassen worden, als erdrückende Beweise für seine Verwicklung in den Atom–Schmiergeldskandal vorlagen. Schon seit einiger Zeit, so der Pressesprecher der PREAG gegenüber der taz, habe es gegen den Ingenieur hausinterne Ermittlungen gegeben, die schließlich zu seiner fristlosen Kündigung führten. Er war zehn Jahre bei der PREAG angestellt, die sieben Kernkraftwerke in der Bundesrepublik betreibt: „ Ein ruhiger und zuverlässiger Mann“, wie Pressesprecher Jansen sagt. Dieser ruhige und zuverlässige Mann, gegen den seit drei Wochen auch staatsanwaltliche Ermittlungen liefen, hat offenbar jahrelang Schmiergelder von der Transportfirma „Transnuklear“ entgegengenommen - er war für den Abtransport von Atom–Müll aus dem Kernkraftwerk Würgassen zuständig. Pressesprecher Jansen schloß gegenüber der taz nicht aus, daß sowohl in der Hauptverwaltung als auch in den von der PREAG betriebenen Kernreaktoren weitere Mitarbeiter in die Affäre verwickelt sein könnten. Man müsse aber die firmeninternen wie die staatsanwaltlichen Untersuchungen abwarten, um über Konsequenzen auch für verantwortliche Vorgesetzte und die Unternehmensorganisation entscheiden zu können. Unterdessen weitet sich der Be stechungskandal immer weiter aus. Oberstaatsanwalt Volker Kramer deutete gestern an, daß nicht nur Beschäftigte des AKW Biblis und der Hauptverwaltung der Betreiberfirma RWE, sondern auch Mitarbeiter in anderen Atomkraftwerken betroffen sind. Die Zahl von 100 Bestochenen wollte er aber nicht bestätigen. Man stehe noch am Anfang der Ermittlungen. Dirk Bühlow, Sprecher der RWE AG in Essen, bestätigte inzwischen, daß zwei Mitarbeiter des Atomkraftwerks Biblis beurlaubt wurden. Außerdem habe man sich in der Hauptverwaltung von „zwei Herren“ getrennt. Nach Angaben von NUKEM– Sprecher Pompetzki (Transnuklear ist eine 100 NUKEM) sind bei Transnuklear inzwischen drei leitende Angestellte, bei der NUKEM zwei beurlaubt worden. Auch der Vorsitzende der Geschäftsführung, Peter Vügen, hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Die Bestechungen wurden seit 1983 systematisch betrieben. Dabei sollen rund fünf Mio. Mark „verschoben“ worden sein.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen