: Karameh gibt auf
■ Libanons sunnitischer Regierungschef erklärte seinen Rücktritt / Massive Kritik aus dem christlichen Lager / Versöhnungsgespräche waren gescheitert
Beirut (afp/taz) - Der libanesische Ministerpräsident Raschid Karameh ist am Montag zurückgetreten. In einer Rundfunk–Erklärung unterstrich Karameh, er hoffe, mit diesem Schritt „den Interessen des Landes zu dienen und es aus seinen Schwierigkeiten herauszuführen“. Die Führer des christlichen Lagers in der Regierung, allen voran Camille Chamoun, hatten seit über zwei Monaten gegen Karameh Front gemacht und seinen Rücktritt gefordert. Die christliche Falange–Miliz hatte sogar Präsident Gemayel aufgefordert, den sunnitischen Ministerpräsidenten seines Amtes zu entheben. Bei dem christlich–moslemischen Konflikt geht es um politische Reformen, die der moslemischen Bevölkerungsgruppe mehr Rechte einräumen sollen. Am letzten Donnerstag war der zweite Anlauf des sogenannten „libanesisch–libanesischen Dialogs“ gescheitert. Ein Treffen der fünf christlichen und fünf moslemischen Minister, das sich mit der katastrophalen wirtschaftlichen Situation befassen sollte, wurde ohne Begründung auf unbestimmte Zeit verschoben. Ein dreitägiger Generalstreik gegen die Wirtschaftskrise hatte kürzlich in seltener Einhelligkeit das gesamte Leben im Libanon lahmgelegt. Nach dem Scheitern der Gespräche gingen die Angehörigen der verschiedenen Parteien auf den Veranstaltungen zum 1. Mai hart miteinander ins Gericht. Kritik kam nicht nur aus dem christlichen Lager: Neben dem Unmut über die ökonomische Misere monierte Drusenführer Junblatt etwa, daß Karameh ein Gesetz unterzeichnet habe, mit dem für die dem christlichen Präsidenten Gemayel loyal gegenüberstehende Armee umgerechnet 28,3 Millionen Mark bewilligt wurde.
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