Linker Kurde ermordet

■ Führendes KOMKAR–Mitglied in Hannover auf offener Straße erschossen / Anschuldigungen gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK, allerdings ohne konkrete Anhaltspunkte

Aus Hannover Jürgen Voges

Ramazan Adigüzel, Vorstandsmitglied der „Föderation der Arbeitervereine aus Kurdistan“ (KOMKAR), ist am Sonntag mittag im hannoverschen Stadtteil Linden auf offener Straße erschossen worden. Der 37jährige anerkannte Flüchtling aus Kurdistan war auf dem Weg vom hannoverschen Treff seiner Organisation zu einer Telefonzelle, als ein unbekannter Täter von hinten auf ihn zielte und mindestens sechs Schüsse auf ihn abgab. Von einem der Schüsse wurde Adigüzel tödlich am Kopf getroffen. Eine zufällig anwesende Passantin wurde durch einen Bauchdurchschuß lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Polizei beschreiben alle Zeugen den etwa 40 Jahre alten Täter dem Aussehen nach als Türken oder Kurden. Die Tat sei wahrscheinlich mit einer später gefundenen belgischen Pistole vom Kaliber 7,65 mm ausgeführt worden. Eine Pistole gleicher Art, allerdings nicht durchgeladen, trug Adigüzel bei sich. In die Ermittlungen ist die politische Polizei eingeschaltet worden. Bereits im März, so ein Polizeisprecher, sei es in Hannover während eines Neujahrsfestes von KOMKAR zu einem Angriff von Anhängern der „Kurdischen Arbeiterpartei“ (PKK) gekommen, bei denen ein PKK–Mitglied mit einem Messer verletzt wurde. Der Bundesvorstand von KOMKAR in Köln hat sofort die PKK für den Mord verantwortlich gemacht, ohne allerdings konkrete Anhaltspunkte nennen zu können. „Wir sind sicher“, so sagte ein Sprecher des elfköpfigen KOMKAR–Vorstandes, dessen Mitglied auch Ramazan Adigüzel war, „daß die PKK hinter dem Mord steckt.“ Der Ermordete sei in den verganen Monaten mehrmals von PKK–Anhängern bedroht und auch angegriffen wor den. Der Sprecher des KOMKAR– Vorstandes berichtete von Angriffen angeblicher PKK–Anhänger am 14. März in Bielefeld und von Morddrohungen während des Ostermarsches in Hannover. Ramazan Adigüzel selbst hatte in der AG Ausländer der Grün–Alternativen Liste, in der er mitarbeitete, von anonymen Morddrohungen per Telefon berichtet. Von der PKK war bisher zu diesen Vorwürfen keine Stellungnahme zu erhalten. Nachdem auf dem Newroz–Fest von KOMKAR in München eines ihrer Mitglieder unter noch ungeklärten Umständen erschossen worden war, hatte die PKK auch in Hannover Plakate geklebt, auf denen Rache für ihren erschossenen Parteigenossen angekündigt wurde.