: Jüdischer Weltkongreß tagt in Budapest
■ Bei der ersten Tagung in einem osteuropäischen Land stehen Juden in der UdSSR und Waldheim auf der Tagesordnung
Wien (afp) - Das Exekutivkomitee des Jüdischen Weltkongresses, dem rund 70 jüdische Gemeinden der Diaspora angehören, wird am Mittwoch und Donnerstag in Budapest erstmals in einem osteuropäischen Land tagen. Mehr als 100 Vertreter aus 35 Ländern werden an der Tagung teilnehmen, die alle zwei Jahre stattfindet. Hauptthemen der Tagung werden die Lage der Juden in der Sowjetunion und die Affäre Waldheim sein. Der Jüdische Weltkongreß hat als erster die Beschuldigung gegen den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim erhoben, in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein. Die Organisation hat Untersuchungen über die Zeit angestellt, in der Waldheim als deutscher Offizier in Jugoslawien und in Griechenland stationiert war und Dokumente veröffentlicht, die, so die Organisation, ihn belasten. Ungarn hat seine diplomatischen Beziehungen mit Israel 1967 abgebrochen. Eine israelische Delegation wird jedoch auf der Tagung vertreten sein. Eine Bedingung, die der Jüdische Weltkongreß Ungarn gestellt hat, damit der Kongreß in Budapest stattfinden kann. Während der Exekutivtagung wird auch ein Denkmal für den schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg in Budapest enthüllt, der im zweiten Weltkrieg Tausende ungarischer Juden vor der Deportation gerettet hat. Ungarn hat lange damit gezögert, Wallenberg öffentlich zu ehren, da dieser 1945 von den sowjetischen Truppen gefangen genommen wurde. In Ungarn leben heute etwa 80.000 Juden. Rund 600.000 wurden durch das Nazi–Regime ermordet. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, wird über seinen Besuch in Moskau im vergangenen März berichten. Nach seiner Rückkehr aus Moskau wurde von jüdischer Seite bekanntgegeben, daß rund 11.000 Refuzniks und ihren Familien im Laufe des Jahres die Ausreise nach Israel gestattet werden soll. Der Kreml hat jedoch dementiert, gegenüber jüdischen Organisationen irgendwelche Versprechungen abgegeben zu haben. Weitere Gesprächsthemen werden der Antisemitismus und die Verfolgung von Nazi–Kriegsverbrechern, die UNO–Archive über Kriegsverbrechen und die Beziehungen zwischen Christen und Juden sein.
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