: Trübe Aussichten für die Entwicklung der Erdatmosphäre
■ Produktionsbegrenzung für Fluorgase beschlossen / Klima–Aufheizung und Schädigung der Ozonschicht gehen trotzdem weiter / Ersatzstoffe für schädliche CFK–Gase noch nicht erforscht
Von Imma Harms
Berlin (taz) - Stolz präsentierte Staatssekretär Martin Grüner (FDP) vom Bundesumweltministerium die bei der letzten Genfer UNEP–Verhandlungsrunde er rungenen Ergebnisse zum Schutze der Ozonschicht. Man hatte sich darauf geeinigt, jene Fluor– Chlor–Kohlenwasserstoffe zu reduzieren, die in Treibgas, aber auch bei der Produktion von Schaumstoffen oder Kühlmitteln für Klimaanlagen verwendet werden und für die Entstehung der „Ozonlöcher“ sowie für die Erhitzung der Erdatmosphäre (sogenannter Treibhauseffekt) verantwortlich gemacht werden. Die Übereinkunft sieht vor, die weltweite Produktion auf dem Stand von 1986 einzufrieren, um sie in den folgenden vier Jahren um 20 Prozent und nach weiteren sechs bis acht Jahren um weitere 30 Prozent zu senken. Grüner sieht für diese Reduktion in der BRD keine Schwierigkeiten, weil bereits das angekündigte Verbot von CFK in Treibgasen diesen Anteil von 50 Prozent bringen würde. Dem steht die Tatsache entgegen, daß zwar die CFK–Verwendung in Treibgasen in den letzten Jahren in der Bundesrepublik durch freiwillige Maßnahmen der Industrie bereits um 30 Prozent zurückgegangen ist, das Gesamt– CFK–Aufkommen allerdings durch die zunehmende Verwendung in der Schaumstoff– und Kühlmittelproduktion gestiegen ist. Pressesprecherin Konrad vom Umweltministerium verweist darauf, daß den Regierungen mit der UNEP–Vereinbarung jetzt ein Druckmittel gegenüber der heimischen Industrie vorliege. Eine solche Vereinbarung hält Uta Schmailzl vom Mainzer Max– Planck–Institut für Chemie, sollte sie überhaupt durchsetzbar sein, für einen Tropfen auf einen heißen Stein. Die ohnehin schon bestehende Schädigung der Ozonschicht könne allenfalls auf dem jetzigen Stand gehalten werden, wenn weltweit die Produktion von CFK–Gasen sofort um 85 Prozent reduziert würde. Ein Einfrieren der Produktion auf dem augenblicklichen Niveau bedeute demnach einen weiteren massiven Ausbau sowohl des Treibhauseffektes als auch der Ozonschicht– Schädigung, wobei sich beide Effekte gegenseitig noch verstärken. Frau Schmailzl sieht die Möglichkeiten für eine wirklich drastische CFK–Gas–Reduktion eher pessimistisch. Die Industrie würde aus der CFK–Verwendung nur aussteigen, wenn Ersatzstoffe zur Verfügung stünden. Auf dem Gebiet würde zur Zeit in Europa noch nicht geforscht.
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