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Tödlicher „Irrtum“ im Persischen Golf

■ 28 Tote bei irakischem Raketenangriff auf US–Fregatte / Pentagon–Reaktionen aufgrund der guten Beziehungen zu Irak gemäßigt: Radarfehler angenommen / „Bedauern“ in Bagdad / Im sechseinhalb Jahre dauernden Golfkrieg bisher 213 Angriffe auf Schiffe

Washington/Berlin (afp/dpa/ taz) - Der erste Angriff auf ein amerikanisches Kriegsschiff im Persichen Golf hat am Sonntag abend nach einer ersten Bilanz 28 Marines das Leben gekostet. Das durch einen Raketentreffer ausgelöste Feuer an Bord der Fregatte „Stark“ war am Montag nachmittag unter Kontrolle, ein Großteil der 185köpfigen Besatzung evakuiert. Der Vorfall ereignete sich rund 70 Meilen nordöstlich des Golfanrainerstaates Bahrain, in einer Region, in der gemeinhin iranische Schnellboote angreifen. Nach Darstellung des US–Verteidigungsministeriums hatten zwei irakische Kampfflugzeuge vom französischen Typ Mirage F–1 das Schiff beschossen, das von einer „Exocet“–Rakete, ebenfalls aus französischer Produktion, getroffen worden sei. Das Pentagon geht davon aus, daß es sich bei dem Angriff auf die „Stark“ um einen „Irrtum“ gehandelt habe. Die Piloten hätten in der Dämmerung ihr Ziel nicht ausmachen können und sich allein auf ihr Radarsystem verlassen. Außenminister Schultz sagte, seine Regierung nehme den Vorfall „sehr ernst“. Die ersten Reaktionen aus Washington waren im Ton gemäßigt, von sonst so schnell geforderten „Vergeltungsschlägen“ war diesmal nicht die Rede. Schließlich unterhalten die USA und Irak seit 1984 gute Beziehungen. Am Montag nachmittag teilte die Reagan–Administration dann mit, die irakische Regierung hätte ihr „Bedauern“ über den Angriff ausgesprochen. Die „Stark“ gehört zu einem US–amerikanischen Eingreiftrupp in der Golfregion, der aus fünf bis sechs Fregatten und Zerstörern sowie dem Flaggschiff „Lasalle“ besteht. Der Flottenverband dient vor allem dem Schutz der Tanker und Frachtschiffe unter amerikanischer Flagge. Im Zuge des seit sechseinhalb Jahren andauernden iranisch– irakischen Krieges kam es bisher zu 213 Angriffen auf Schiffe im Golf. Der US–Sonderbeauftragte Murphy hatte letzte Woche bei sei ner Tour durch die Region bekräftigt, sein Land werde sich - wenn nötig mit Hilfe der Flotte - für die Freiheit der Schiffahrt im Golf einsetzen. Doch die erhöhte militärische Präsenz der Supermächte im Golf schließt die Gefahr einer weiteren Internationalisierung des iranisch–irakischen Krieges mit ein. In Kuwait hatte Murphy unter anderem über das Leasen von elf kuwaitischen Tankern gesprochen, damit diese unter ame rikanischer Flagge fahren können. Auf diese Weise möchte sich der Golfstaat, dessen Schiffe in der Vergangenheit häufig mit iranischen Raketen beschossen wurden, dem direkten Schutz der USA unterstellen. Um für ein Minimum an Ausgewogenheit zu sorgen, fahren bereits drei kuwaitische Tanker unter sowjetischer Flagge. Der Golfkrieg ist einer der seltenen Konflikte, in dem die USA und die UdSSR an einem Strang ziehen. Beide Supermächte haben sich für eine Sicherung der internationalen Schiffahrt ausgesprochen. Und beide haben in diesem Monat auch die ersten Angriffe zu verzeichnen. Bereits am 6. Mai war ein sowjetisches Frachtschiff von einem iranischen Schnellboot aus beschossen worden. Und am vergangenen Samstag lief ein sowjetischer Tanker in der Nähe von Kuwait auf eine Mine. bs

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