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Kaufhausbrand nach Tod im Knast

■ Brandanschlag auf Bilka–Kaufhaus in Berlin–Kreuzberg verursacht Millionenschaden / Zusammenhang mit dem Selbstmord eines U–Häftlings der Kreuzberger Mai–Nacht wird vermutet

Aus Berlin M. Wollenberg

Durch einen nach Feuerwehrangaben „richtig professionellen“ Molotowcocktail ist gestern in den frühen Morgenstunden ein Kaufhaus im Berliner Bezirk Kreuzberg zum großen Teil ausgebrannt. Knapp vier Wochen nach der Randale vom 1. Mai, als eine geplünderte Lebensmittelfiliale in Schutt und Asche gelegt wurde, ist damit wieder Millionenschaden in Kreuzberg entstanden. Ein Bekennerbrief liegt bisher nicht vor, es ist jedoch anzunehmen, daß der Brandanschlag im Zusammenhang mit dem Selbstmord eines Untersuchungshäft lings am Dienstag im Moabiter Knast steht. Dem 29jährigen Norbert Kubat, der vor etwa vier Jahren aus Frankfurt nach Berlin gekommen war, war beschuldigt worden, in der Nacht vom 1. Mai einen Stein auf ein Feuerwehrfahrzeug geworfen zu haben. Wegen einer noch offenen Bewährungsstrafe wurde sein Antrag auf Haftverschonung abgelehnt und ihm eine zweijährige Knaststrafe ohne Bewährung angekündigt. Noch am Tag des Todes war in Berlin spontan eine Vollversammlung der Autonomen einberufen worden. Anschließend demonstrierten rund 600 Personen unangemeldet auf dem Kurfürstendamm. Trotz der enorm aufgeladenen Stimmung kam es dabei nicht zu Zwischenfällen. Für gestern abend war eine weitere Demonstration geplant. Die „Vereinigung der Berliner Strafverteidiger“ hat inzwischen schwere Vorwürfe gegen Justiz und Senat erhoben. Die derzeitige Linie der Staatsanwaltschaft sei „menschenverachtend“. Haftbefehle würden in Form stereotyper Vordrucke erlassen, die persönliche Situation der Beschuldigten bei Anträgen auf Haftverschonung „nicht ansatzweise“ berücksichtigt. Staatsanwalt Weber befürchtete nach dem „Selbst“mord „Unruhen“ - wohl zurecht.

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