: Neue Hoffnung im Kampf gegen AIDS
■ Forscher präsentieren auf dem Dritten Internationalen AIDS–Kongreß ein neues AIDS–Medikament und einen verbesserten AIDS–Test AIDS–Test kann Aufschluß über das Stadium der Infektion geben / Neues AIDS–Medikament soll besser verträglich sein
Los Angeles (wps) - Ein neues AIDS–Medikament, das sich als ähnlich wirkungsvoll erweisen könnte wie das mittlerweile zugelassene AZT, wurde jetzt auf dem Dritten Internationalen AIDS– Kongreß in Washington vorgestellt. Das gerade in seine allererste Erprobungsphase gegangene Medikament mit der vorläufigen Bezeichnung DDC (Didioxycytadin), so Dr. Samuel E. Broder vom Nationalen Krebs Institut der USA in seinem Referat, verursache nicht dieselben starken Nebenwirkungen, die Ärzte derzeit immer wieder zwängen, die Behandlung mit AZT abzusetzen. AZT, das als einziges bisher bekanntes Chemotherapeutikum die Symptome einer AIDS–Erkrankung sichtbar zurückdrängen und das Leben der Patienten verlängern konnte, hemmt neben seiner subjektiven Unverträglichkeit die notwendige Neubildung roter Blutkörperchen und schädigt nachhaltig das Knochenmark. DDC dagegen verursache, versprach der amerikanische Krebsspezialist seinen Kollegen, nach bisherigem Erkenntnisstand lediglich Hautausschläge und eine vorübergehende Reduzierung des Blutgerinnungsfaktors. Das neue Medikament erhöhe die Anzahl der immunrelevanten T–4 Zellen, ohne die Knochenmarksfunktionen einzuschränken. „Einige unserer Patienten zeigten eindeutige immunologische Verbesserungen“, verkündete Broder, räumte aber ein, daß in seine Studie bisher nur 20 Patienten einbezogen seien. Er stützte seine Hoffnung darauf, daß eine Kombination von AZT und DDC bessere Therapieerfolge zeitige als die alleinige Verwendung eines der beiden Medikamente. „Wir haben noch keine AIDS– Therapie, aber es wäre irreführend zu behaupten, daß nichts getan werden könnte. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg“, versicherte Broder, Chef der Klinischen Onkologie des Nationalen Krebsinstituts. Eine wesentliche Schwachstelle des DDC, die seine Anwendung nur bedingt effizient erscheinen läßt, räumte Dr. Samuel E. Broder in einem anschließenden Interview mit der Los Angeles Times ein. Es ist nicht in der Lage, die Blut–Hirn–Schranke zu überwinden. Damit können die in das menschliche Gehirn dringenden AIDS–Erreger nicht angegriffen werden. Deshalb aber schlage er die Kombination beider AIDS– Medikamente vor. Ein neuer AIDS–Test, der von der Virologin Soraiya Rasheed von der Universität Süd–Kalifornien vorgestellt wurde, erlaubt die Bestimmung der Menge des AIDS–Virus, die in der Blutbahn zirkuliert. Damit könne Aufschluß über das Stadium der Infektion gegeben werden. Dieser Hybridisationstest könne auch zeigen, ob eine Therape bei einem Patienten anschlage: „Wir können mit dieser Methode erkennen, wieviel Viren in wievievielen Zellen und in welchen Zellen vorhanden sind. Man kann auch erkennen, welche Komponenten des Erregers von einem Medikament angegriffen werden.“ Das weiterer Vorteil dieses Hybridisationstest gegenüber dem Antikörpertest sei auch, daß infizierte Zellen direkt im Blut erkennbar seien, ohne daß vorher eine Kultur angelegt werden müsse.
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