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Schwedens Blauhelme verlassen Zypern

■ Wegen des chronischen finanziellen Defizits will Schweden seine UNO–Friedenstruppen bis zum Jahresende von der Mittelmeerinsel abziehen / Auch Österreich erwägt Abzug seiner Soldaten

Von Klaus Hillenbrand

Die Regierung Schwedens will aus Kostengründen bis Ende des Jahres ihr Kontingent an der UNO–Friedenstruppe auf Zypern (UNFICYP) abziehen. Nach Angaben des schwedischen Rundfunks hat ihr Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Anders Ferm, UNO–Generalsek retär Perez de Cuellar am Dienstag informiert. Diese Entscheidung war bereits seit einigen Wochen erwartet worden. Die Kosten der schwedischen Brigade belaufen sich nach Angaben aus Stockholm auf etwa 29 Millionen Mark jährlich. Die fünf an der UNO–Truppe auf Zypern beteiligten Staaten (Großbritannien, Dänemark, Kanada, Österreich und Schweden) beklagen seit Jahren ein chronisches Defizit in den Kassen der Truppe. Ein Großteil der Stationierungskosten soll durch freiwillige Zahlungen von Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen gedeckt werden. Vor allem die USA, aber auch die BRD beteiligen sich mit größeren Summen an den Kosten der seit 1964 stationierten Friedenstruppe. Wegen des chronischen Defizits erwägt auch Österreich einen Abzug seiner „Blauhelme“. Hauptaufgabe der insgesamt rund 2.300 Mann starken Truppe ist die Überwachung der Zyperngriechen und -türken trennenden Pufferzone, die sich quer durch die Insel zieht und bewaffnete Konflikte zwischen den Volksgruppen verhindern soll. Daneben sind die UNO–Truppen auch mit humanitären Aufgaben betraut. Das österreichische Kontingent beispielsweise ist mit der Versorgung der letzten im türkischen Norden lebenden griechischen Zyprioten betraut. Durch den voraussichtlichen Abzug der Schweden muß die UNO nun einen anderen Staat finden, der zur Stationierung einer Friedenstruppe auf Zypern bereit ist. Nach Angaben aus Nikosia bestehen dabei Schwierigkeiten, da kaum ein neutrales Land Truppen nach Zypern schicken will.

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