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Ost–West: Treffer in der Ostsee

■ Versorgungsschiff der Bundesmarine von Schiffen des Warschauer Paktes beschossen

Berlin (taz) - Ein Versorgungsschiff der Bundesmarine ist am Montag vormittag angeblich aus Versehen von Kriegsschiffen des Warschauer Paktes beschossen worden. Das Versorgungsschiff „Neckar“ erhielt fünf Treffer mit Artilleriegeschossen vom Kaliber 46 Millimeter, von denen vier in die Bordwand eindrangen und einer den hinteren Geschützturm des Schiffes traf. Drei Soldaten wurden nach Angaben des Flottenkommandos der Bundesmarine in Glücksburg verletzt. Ein durch den Beschuß entstandener Brand habe mit Bordmitteln gelöscht werden können. Nach Angaben des Sprechers des Verteidigungsministeriums, Ulrich Hundt, bewerte die Bundesregierung den Vorgang mit großer Gelassenheit. In Bonn gehe man davon aus, daß die Beschießung versehentlich passiert sei und entweder auf technisches oder menschliches Versagen zurückgehe. Die „Neckar“ befand sich nach offiziellen Angaben in internationalen Gewässern, allerdings nur 25 Seemeilen (40 km) vor der sowjetischen Küste in Höhe der Stadt Samland. Das Schiff beobachtete nach Marineangaben ein Manöver der Warschauer–Pakt– Marine, die eine „Flugkörperabwehrübung“ durchführte. Dabei sei es durch aus südlicher Richtung abgefeuerte Artilleriegranaten von Schnellbooten des Typs OSA und Korvetten des Typs Tarantull getroffen worden. Ein Sprecher des Marineflottenkommandos in Glücksburg unterstrich gegenüber der taz die Version, der Zwischenfall habe sich versehentlich ereignet. Bei dem fraglichen Manöver werde „in hoher Schußfolge“ nach einem Flugkörper in der Luft gefeuert. Dabei könne es vorkommen, daß sich Granaten „verirren“. Warum diese Granaten, die mit Übungsmunition gefüllt sein sollen, dann nicht in der Luft explodieren, bevor sie ins Wasser abstürzen, konnte oder wollte der Sprecher nicht erklären. Unter welcher Flagge die für den Beschuß der „Neckar“ verantwortlichen Schiffe, die von Polen, der DDR und der UdSSR eingesetzt werden, lief, ist bislang nicht bekannt. JG

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