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PKK - Avantgarde des kurdischen Widerstands?

■ Seit 1983 führt die PKK einen Guerillakrieg in den kurdischen Gebieten der Türkei / Die Ermordung von Zivilisten ist dabei Teil der Strategie

„Die PKK“, so ihr uneingeschränkter Chef Abdullah Öcalan in seiner Grußbotschaft zum kurdischen Neujahrsfest, „ist die Schöpferin des Neuen und die führende Kraft des Widerstands.“ Zumindestens was die militärische Auseinandersetzung im kurdischen Siedlungsraum innerhalb der türkischen Grenzen angeht, hat Öcalan zweifellos recht. Seit dem 15. August 1983 ist die PKK als einzige kurdische Oppositionsgruppe in der Türkei zu einem bewaffneten Guerillakampf übergegangen. Anfänglich hauptsächlich von Basen im Nordirak und Syrien aus, griff die PKK Grenznahe Stellungen der türkischen Armee und Militärtransporte an, um dann im unwegsamen Gelände wieder über die Grenze zu verschwinden. Der Zeitpunkt des Übergangs zum bewaffneten Kampf war dabei innerhalb der kurdischen Gruppen von Beginn an strittig. Die Mehrheit, denen die PKK daraufhin Kompromißlertum oder gar Kollaboration vorwarf, befürchtete eine Verschärfung der Repression durch die Armee, der der Widerstand nichts entgegenzusetzen hätte. Die Auseinandersetzung verschärfte sich, als die PKK mit ihren kurdischen Alliierten im Nordirak Schwierigkeiten bekam und zeitweilig ihre logistische Basis zu verlieren drohte. Zweifel und Kritik an der Parteiführung wurde intern durch die Er schießung der Kritiker beseitigt, konkurrierende kurdische Gruppen zu Verrätern erklärt. Abdullah Öcalan ließ in seiner Rede keinen Zweifel daran, daß diesen Verrätern kein Pardon mehr gegeben wird: „Welcher Weg außer unserem könnte eingeschlagen werden? Dies kann nur die Kapitulation und der Weg des Verrats sein. Gibt es solche, die diesen Weg einschlagen? Ja, es gibt sie. Gab es in der Geschichte einen Kampf zwischen den Kräften, die Widerstand leisten und den Verrätern, die die Hoffnung auszulöschen versuchen? Ja, es gab diese Kämpfe! Kann man das vergessen? Nein! Und wird dieser Krieg in aller Härte fortgesetzt? Ja!“ „Denn“, so Öcalan weiter, „die Realitäten sind äußerst erbarmungslos; man muß entweder auf der einen oder der anderen Seite seinen Platz einnehmen.“ Wie erbarmungslos diese Sicht der Realität ist, hat die PKK am Wochenende in dem von ihr so bezeichneten „Verräterdorf“ Pinarcik demonstriert. Die Ermordung von Frauen und Kindern zeigt, daß es in dem Konflikt für die PKK Zivilisten nicht mehr gibt. Diese Entwicklung zeichnete sich ab, nachdem der türkische Staat vor zwei Jahren dazu übergegangen war, Dorfleute häufig auch unter Zwang in sogenannte Dorfmilizen einzureihen, die das Militär unterstützen sollen. Die PKK hat als Reaktion darauf die „Notwendigkeit der erbarmungslosen und unaufschiebbaren Vernichtung der Dorfbeschützer“ propagiert und auch durchgeführt. So wurden allein in diesem Jahr acht Aktionen durchgeführt, bei denen Angehörige der Dorfmilizen aber auch deren Familienangehörige oder andere Dorfbewohner „mit dem Tode bestraft“ wurden. Der bis zum Wochenende schwerwiegendste Zwischenfall geschah am 22. Februar in einem Dorf in der Nähe der irakischen Grenze. 14 Menschen, darunter ganze Familien, wurden massakriert. Letzte Zweifel an der Urheberschaft dieser Massaker hat die PKK jetzzt selbst beseitigt. Sie hat sich in Flugblättern zu den Überfällen bekannt und überdies angekündigt, im Rahmen einer Pressekonferenz in Brüssel heute ihre Position zu dem Massaker in Pinarcik vorzustellen.

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