: Großer Knall am „Canada–Day“
■ Brandanschlag auf den kanadischen Militärflughafen Lahr / Tanks explodiert, sechs Panzerwagen verbrannten / Drei Millionen Sachschaden / Zunächst keine Bekennerschreiben / LKA ermittelt mit
Aus Lahr Thomas Scheuer
Mit einem großen Knall begann am gestrigen Montag der „Canada–Day“ auf dem kanadischen Militärflugplatz im südbadischen Lahr: Mehrere Treibstoffbehälter gingen am frühen Morgen infolge eines Brandanschlages in die Luft; sechs in der Nähe stehende gepanzerte Mannschaftswagen fingen Feuer und wurden teils schwer beschädigt. Gegen halb sechs hatten Soldaten im Bereich des Treibstofflagers das Feuer entdeckt. Nach ihren Angaben gab es eine große Explosion, auf die weitere kleinere folgten. Zahlreiche im Freien abgestellte Treibstoffkanister verpufften. Ein Feuerwehrmann wurde bei der Bekämpfung des Feuers leicht verletzt. Den Sachschaden schätzten kanadische Militärs auf rund drei Millionen Mark; etwa 10.000 Liter Treibstoff seien verbrannt und verpufft. Beim Landeskriminalamt in Stuttgart, das zusammen mit kanadischer und deutscher Militärpolizei die Ermittlungen übernahm, hieß es bis Mittag noch: „keine Täterhinweise“. Auch seien bis zu diesem Zeitpunkt keine Bekennerbriefe oder -anrufe eingegangen. Vorgefundene Kabelreste ließen jedoch auf einen ferngezündeten Anschlag schließen. Am Mittag war die Spurensicherung vor Ort noch nicht abgeschlossen. In Lahr unterhalten die „Canadian Forces Europe“ neben ihrem europäischen Hauptquartier zwei NATO–Airfields und eine umfangreiche Anzahl von Panzereinheiten. Insgesamt sind rund 7.500 kanadische Berufssoldaten in der BRD stationiert, davon allein 5.000 in Lahr. Fortsetzung auf Seite 2 Dazu kommen noch etwa 10.000 Familienangehörige und Zivilangestellte. Wegen des „Canada– Days“, dem jährlichen Jahrestag der Unabhängigkeit Kanadas von 1867, hatten die meisten kanadischen Soldaten in Lahr gestern frei. Eigentlich wird dieser Feiertag jeweils am 1. Juli begangen; da sie aber wegen eines deutsch–kanadischen Freundschaftsfestes an diesem Tag Dienst hatten, durften die Militärs ihren „Canada–Day“ gestern nachholen. Auffallend war die Pressefreundlichkeit der Canadian Forces. Während Flugplatzbesuche von Journalisten normalerweise lange vorher beantragt und genehmigt werden müssen, erhielten die Presseleute gestern umstandslos grünes Licht und durften am Brandplatz nach Herzenslust fotografieren. Als vor genau zwei Monaten im nahegelegenen Renchen ein kanadischer Düsenjäger am Ortsrand abstürzte, war das umliegende Gelände für Öffentlichkeit und Medien zunächst strengbewachtes Sperrgebiet.
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