: Schwere Altlast
■ Die Berliner Schulsenatorin Laurien protegierte einen faschistischen Lehrer in Rheinland–Pfalz
Junge Menschen nicht zu indoktrinieren ist der Berliner Schulsenatorin Hanna–Renata Lauriens gut gehüteter Grundsatz. Mit der ganzen Kraft ihrer bislang weitgehend unumstrittenen Integrität tritt die über die Grenzen Berlins hinaus anerkannte, kluge Unionspolitikerin für dieses Prinzip ein. Man kennt sie als Politikerin, die Konflikte still und hinter den Kulissen regelt und großes Aufsehen vermeidet. Dabei bleibt sie doch hart und unerbittlich, kritisiert, wo es nötig ist, auch die Leute ihrer eigenen Fraktion, ihre Mitarbeiter wissen ein Lied davon zu singen. Die Linken mag sie selbstverständlich nicht, schätzt sie aber da, wo sie sie als fachkompetente Gegner ernst nehmen kann, und das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Daß nun nach fast 15 Jahren bekannt wird, daß sie als Staatssekretärin im rheinland–pfälzischen Kultusminis erscheinen. Fast zynisch mutet danach ihr persönliches Engagement für eine jüdische Grundschule in Berlin an. Ihre hartnäckige Weigerung, geistig behinderte Kinder zu Regelschulen zuzulassen, muß vor einem neuen Hintergrund gesehen werden. Man erinnert sich an den nie ganz ausgeräumten Vorwurf, sie habe den wegen Bestechlichkeit verurteilten ehemaligen Berliner Baustadtrat Wolfgang Antes, zu einer Zeit, als er politisch schon nicht mehr haltbar war, auf eine hochdotierte Stelle hieven wollen. Die neuen Erkenntnisse über ihre Aktivitäten in Rheinland–Pfalz passen zu ihrer unerbittlichen Haltung gegenüber Berliner Lehrern, die an Friedensaktionen teilgenommen haben. Die Integrität der Berliner Schulsenatorin erweist sich als kalte politische Berechnung. Der Berliner Senat, ohnehin durch Bauspekulation, Korruption und Krawalle schwer angekratzt, ist wieder einmal schwer erschüttert worden. Brigitte Fehrle
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen