: Kein Zivildienst in Griechenland
■ Wehrdienstverweigerer müssen immer noch in den Knast / Erster Gewissensverweigerer verurteilt / Auch Auslandsgriechen werden eingezogen / Pässe werden nicht mehr verlängert
Aus Münster Gabi Lüke
„Das Menschenrecht auf Wehrdienstverweigerung wird in Griechenland mit Gefängnis oder Drängen in die Illegalität bestraft“, klagt Jannis Goltsios. Er ist Mitglied des „Komitees der nichtangetretenen und wehrpflichtigen Griechen in der BRD“, die zur Zeit versuchen, durch Diskussionsveranstaltungen darauf aufmerksam zu machen, daß es in Griechenland nach wie vor keinen Zivildienst gibt. Äußerer Anlaß für die Kampagne ist der Prozeß gegen den Wehrdienstverweigerer Michalis Maragakis, der im vergangenen Monat von einem Athener Gericht zu vier Jahren Knast verurteilt wurde. Das Urteil gegen diesen ersten griechischen Kriegsdienstverweigerer aus Gewissengründen hat Präzedenzcharakter. Jannis Goltsios erläutert: „Auch Griechen, die im Ausland arbeiten oder studieren, werden früher oder später eingezogen. Viele wollen jedoch ihren Militärdienst nicht antreten, weil sie ihr Studium nicht beendet oder eine Familie gegründet haben oder im Ausland bleiben wollen.“ Viele schrecken auch vor den hierarchischen Strukturen, der Aggressivität und dem militärischen Drill zurück. Hinzu kommen - in letzter Zeit vermehrt - die Gewissensverweigerer. Die griechischen Behörden versuchen, dem „Nichtantreten“ der Auslandsgriechen zuvorzukommen, indem sie deren Pässe nicht mehr verlängern. Ohne Paß verliert aber auch die Aufenthalts– und Arbeitserlaubnis ihre Gültigkeit. Auch eine Rückkehr nach Griechenland ist dann nicht mehr möglich, denn „Nichtangetretene“ gelten als Deserteure, auf die der Knast wartet. Das „Komitee der nichtangetretenen und wehrpflichtigen Griechen in der BRD“ fordert von der griechischen Regierung die Entkoppelung von Paßverlängerung und Wehrdienst sowie eine flexiblere Handhabung der Einzugszeiten, zum Beispiel bei noch nicht abgeschlossenem Studium. Grundsätzlich jedoch fordern sie die Einführung des Rechts auf Wehrdienstverweigerung und des Ersatzdienstes. Die Chancen, daß diese Forderungen in absehbarer Zeit verwirklicht werden könnten, gehen jedoch gegen Null. Denn in Griechenland fehlt noch völlig das Verständnis für dieses Problem.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen