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Giganten–Gespann will Supermarkt–Welt regieren

■ Asko und Massa: Weichen für Fusion sind gestellt / Kartellamt ausgetrickst

Saarbrücken (dpa) - Der Einstieg des größten deutschen SB– Warenhausunternehmens, Asko Deutsche Kaufhaus AG Saarbrükken, bei der Massa AG Alzey, dem Branchendritten, ist perfekt. Das Konzept jedoch, das Asko–Vorstandsvorsitzender Helmut Wagner mit dem Erwerb von 24,9 Prozent der Massa–Anteile aus dem Besitz des Firmengründers und Aufsichtsratschefs Karl–Heinz Kipp verfolgt, ist derzeit allenfalls in Umrissen erkennbar. Ohne den „Partner“ will Wagner, der auf Anfrage für Ende des Monats eine öffentliche Stellungnahme ankündigte, sich nicht äußern. Branchenkenner bezweifeln, daß sich Asko bei Massa mit der nicht kartellrelevanten Beteiligung von knapp 25 Prozent begnügen wird, auch wenn dadurch die Berliner Wettbewerbsbehörde auf den Plan gerufen wird. Es würde, so meinen sie, in die Strategie des Saarbrücker Handelsriesen passen, der Minderheitsbeteiligungen bisher stets auf eine Mehrheit ausgebaut hat, denn schließlich habe das Kartellamt für wettbewerbsbedrohende Wirkungen eines Zusammengehens die Beweislast. Vermutungen, Asko könne sich bei Massa bereits einen größeren Einfluß gesichert haben, weist Wagner allerdings kategorisch als „unwahr“ zurück. Die „Nummer eins“, wie der agile Saarbrücker Manager Asko erst kürzlich wieder bezeichnete, bleibt auf Expansionskurs - und das weltweit. Dabei hat der „Einzelhandelsriese“ aus der Provinz bisher ein „atemberaubendes“ Tempo vorgelegt. 1880 als Saarbrücker Eisenbahn–Consum–Verein eG gegründet und 1921 in Allgemeine Saar Konsum eGmbH, also Asko, umbenannt, wurden 1960 zumeist im Lebensmittelbereich erst 80 Millionen DM Umsatz eingefahren. Noch nicht 20 Jahre später, 1987, sollen mit der 40 Prozent–Beteiligung an der amerikanischen SDC/Furrs zehn Milliarden DM Umsatz überschritten werden. Einschließlich des Massa–Anteils und der angekündigten Übernahme einer weiteren Supermarktkette im Süden der USA könnten es sogar knapp zwölf Milliarden DM werden. Die größten Umsatzsprünge gab es dabei in den letzten Jahren durch den schrittweisen Erwerb der Deutschen SB–Kauf AG und Co. OHG und der Schaper–Gruppe Hannover. Mit dem Schritt aus der Enge einer Saar–Konsumgenossenschaft (1972 Gründung als AG) zu einem bundesweiten Konzern mit wachsenden Auslandsaktivitäten in den USA, Südkorea, Sri Lanka und China hat sich zugleich das Schwergewicht des Konzerns vom Lebensmittelbereich auf den - ertragreicheren - Non–Food– Bereich verlagert. So sollen die Bekleidungsmärkte (Adler), Baumärkte (Praktiker) und Einrichtungsmärkte (Unger) 1987 bereits rund ein Viertel zum Weltumsatz beisteuern. Zugleich wird die Beschäftigtenzahl - rund 25.000 im Inlandskonzern - weiter steigen. Die Finanzierung der Expansion, für die Asko zum Schaper– Erwerb nach eigenen Angaben 500 Millionen DM locker machte und bei Massa nach Branchenspekulationen etwa 350 Millionen DM auf den Tisch legen wird, dürfte auch künftig keine Probleme aufwerfen. Durch den Zugang zur Börse - Asko–Aktien werden in Frankfurt, Düsseldorf, München sowie u.a. in Zürich amtlich notiert, Tokio ist geplant - sowie die gute Ertragslage und ein beträchliches, nicht selbst genutztes Immobilienvermögen, gilt Asko als gut gerüstet. DA RAUCHT DER SCHORNSTEIN

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