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D O K U M E N T A T I O N „Alles Offizielle vermeiden“

■ Brief des chilenischen Geheimdienstlers Lipthay an den Oberst i.R. Jorquera vom September 1982 enthüllt, wie F.J. Strauß Waffengeschäfte mit Pinochet einfädelte und deckte

„Der Malwinenkrieg ließ alte Projekte wieder aufleben. In diesem Fall auf persönliche Initiative von Franz Joseph Strauß. Ein politischer Repräsentant seiner Partei, der sein absolutes Vertrauen genießt, war Anfang Juni (1982, d.Red.) in Santiago. Er sprach mit Matthei und dann mit dem Präsidenten. Ersterem übergab er ein Angebot von MBB mit der politischen Garantie einer Übergabe in einem oder mehereren Dreiecksgeschäften. Die Begegnung im Juni wurde minutiös auf der Basis eines Projektes politischer Kooperation zur Ausbildung von Führungskräften usw. vorbereitet... Das Projekt Kormoran sieht zwei Phasen vor. Die erste besteht aus zehn Einheiten und Ausrüstung für zwei...(im Original unleserlich). Die zweite Phase noch einmal das gleiche. Bei beiden ist die Durchführung im Detail äußerst kompliziert angesichts aller Restriktionen im Laufe des Verfahrens... Setzt man unsere Situation und Perspektiven als gegeben voraus - einschließlich aller noch gültiger Abkommen - so jedenfalls verstehe ich es - dann halte ich es für opportun, eine vermittelnde Struktur zu schaffen, über die die Koordination, die Finanzierung und der Transport des Materials abgewickelt werden muß, wobei alles, was offiziellen Charakter haben könnte, zu vermeiden ist... Die Deutschen wollen die Zwischenstruktur aus gemeinsamen Interessen heraus. Aus dieser Instanz müssen die Leute von MBB völlig herausgelassen werden, da die Entscheidungen viel höher angesiedelt sind. Aus dem gleichen Grund ist es von vitaler Bedeutung zu handeln, ohne bemerkt zu werden... Der Regierungswechsel in der BRD (der Brief wurde im September 1982 geschrieben) hat zur Folge, daß viele Initiativen mit technischer Unterstützung aus München begleitet und durchgeführt werden können - eine Unterstützung, die jetzt schon offensichtlich ist, die aber im kommenden Jahr in einem breiteren und sichereren Kontext stattfinden wird... Ich verbleibe in Erwartung eines persönlichen Kontaktes mit Ihnen. Ich umarme sie mit brüderlichen Grüßen.“

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