: Bei Springer geht Machtkampf weiter
■ Bis Jahresende sollen Voraussetzungen für Kirch–Beteiligung geklärt sein / Disziplin und Schweigepflicht gefordert
Von Benedict M. Mülder
Berlin (taz) - Bis zum Ende des Jahres, so ging es aus den Worten des Springer–Aufsichtsratsvorsitzenden Servatius auf der gestrigen Hauptversammlung hervor, darf noch um die Macht im Springer– Verlag gepokert werden. Bis spätestens Dezember müßten die Voraussetzungen einer Beteiligung des Münchener Filmgroßhändlers Leo Kirch geklärt werden“. Servatius beteuerte entgegen Branchengerüchten:“Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß Kirch bereits über mehr als 10 Prozent der Aktien disponiert“. Um keine weiteren Störmanöver durch „publizistische Interpretationen“ gegenwärtigen zu müssen, klagte er aber insbesondere bei den Aufsichtsratsmitgliedern „Disziplin und Schweigepflicht“ ein. Namentlich der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Frieder Burda hatte sich öffentlich gegen das Springer–Engagement des Film–Händlers Leo Kirch ausgesprochen und unbeliebt gemacht. Gegenüber der taz betonte Kirchs rechte Hand, der Bremer Anwalt Theye: „Zwischen uns und Burda gibt es keine Gemeinsamkeiten“. Zu spüren bekam dies aus dem Lager der „Kirch–Gang“ und der Springer–Erben vor allem der für Bruder Hubert in den Aufsichtsrat rückende Franz Burda. Er wurde bei zwei Enthaltungen mit 52 Prozent der Stimmen gegen 47 gewählt. Die Entlastung des Vorstands sowie des Aufsichtsrates fiel dagegen einmütig aus. Servatius ließ auch schon durchblicken, daß die Prospekthaftung der Deutschen Bank, die die Beteiligung eines dritten Großaktionärs ausschließt, jedenfalls nicht das Problem einer weiteren Kirch–Beteiligung sei. Aber auch die Aufstockung der Burda–Anteile auf über 25 Prozent ist nach dem jüngsten Plazet durch das Kartellamt noch nicht vollzogen, verkündete Servatius. Ein Antrag zur Übertragung von Aktien läge nicht vor. Der für Leo Kirch und in Begleitung von Jochen Theye auftretende Finanzberater Ristow aus Hamburg insistierte auf einer „Interna wahrende Einbindung Kirchs“ noch vor Ablauf des Jahres. Axel Caesar
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