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Anschlag auf Parlament

■ Sri Lanka: Mehrere Minister bei Bombenexplosion zum Teil schwer verletzt

Colombo (afp) - Bei einem Bombenanschlag im Parlamentsgebäude in Colombo sind am Dienstag mehrere Kabinettsmitglieder zum Teil schwer verletzt worden, der für die Teeplantagen zuständige Minister wurde tödlich getroffen. Wie durch ein Wunder überstand der ebenfalls anwesende srilankische Staatschef Jayewardene das Attentat ohne Blessuren. „Die Blutspritzer an meiner Jacke will ich als Erinnerung behalten“ war der gelassene Kommentar des 80jährigen. Während über den Tathergang am Dienstag noch weitgehend Unklarheit herrschte, scheint es sicher, daß die Attacke im Zusammenhang mit der für gestern vorgesehenen Parlamentseröffnung steht. Die Abgeordneten sollten sich in den kommenden Wochen mit der Aufhebung des Ausnahmezustandes und den Einzelheiten des Indisch–srilankischen Friedensvertrages zur Lösung der Tamilenfrage beschäftigen. Der Vertrag, der von vielen Singhalesen wegen der weitreichenden außenpolitischen Implikationen für Sri Lanka als „Ausverkauf an Indien“ betrachtet wird, muß noch vom Parlament ratifiziert werden. Die Debatte soll jetzt am Donnerstag beginnen. Insgesamt 140 führende Mitglieder der Regierungspartei hatten sich vor der Sitzung getroffen, um das genaue Vorgehen zu besprechen, als einer oder mehrere Männer plötzlich Handgranaten in den Konferenzsaal warfen. Ein Sprengkörper fiel auf den Tisch von Präsident Jayewardene, sprang jedoch weiter und explodierte neben Sicherheitsminister Athulatmudali, einer der Schlüsselpersonen im Kabinett. Er wurde schwer verletzt. Bei der anschließenden Panik verrenkte sich Premier Premadasa den Fuß. In seiner ersten Ansprache nach dem Attentat verdächtigte Jayewardene eine militant singhalesische Gruppe namens JVP für den Vorfall verantwortlich. Die ausschließlich im Süden Sri Lankas operierende Truppe hatte in den vergangenen Monaten bereits mehrfach durch Bombenanschläge von sich reden gemacht. Wie viele Singhalesen lehnt sie das indisch–srilankanische Abkommen ab. In ihrer Propaganda vermischt sie marxistische Termini mit chauvinistisch singhalesischen Phrasen. Sie rekrutiert ihre Anhänger unter Studenten, buddhistischen Mönchen und im Militär. Allein seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens hat sie 140 Gewehre vom Militär erbeutet. Unterdessen versetzte Indien seine in Sri Lanka stationierten 6.000 Soldaten in Bereitschaft. Es wurde in Neu Delhi nicht ausgeschlossen, daß indische Soldaten zur Sicherung der Hauptstadt Colombo herangezogen werden könnten. Die taktische Luftwaffenbasis in Hyderabad im südindischen Andhra Pradesh wurde angewiesen, falls notwendig sofort Luftunterstützung zu gewähren.

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