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Glückliche Zukunft dank Tschernobyl

■ Abschlußbericht der Strahlenschutzkommission: Alles in Butter „Integriertes Meß– und Informationssystem“ für den nächsten Super–GAU

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Glaubt man dem Abschlußbericht der Strahlenschutzkommission, der gestern in Bonn vorgestellt wurde, dann geht es uns nach Tschernobyl fast besser als vorher. Professor Oberhausen, Vorsitzender der Kommission, faßte die dickleibige Studie so zusammen: „Vorher haben wir gesagt, es gibt keine Gefährdung - jetzt sagen wir, es gibt sicher keine Gefährdung.“ Die überwiegend atomfreundlichen Wissenschaftler haben solange gerechnet, bis sie feststellten, daß die im Jahr nach dem Tschernobyl–Unfall aufgenommenen Strahlendosen „im Bereich der Schwankungsbreiten der natürlichen Strahlenexposition bleiben und in den folgenden Jahren weit darunter liegen werden“. So hatten sie es auch prognostiziert. Kinder im stärker belasteten Gebiet südlich der Donau haben laut Kommissionsbericht eine zusätzliche Dosis von 60 Millirem abbekommen; das entspräche nur etwa 30 Prozent der natürlichen Strahlenbelastung. Die errechnete Erhöhung der Sterblichkeit durch Leukämie und Krebs liege „bei Bruchteilen von Promillen“. Ein Zusammenhang zwischen dem Atom–Unfall und Geburtsmißbildungen konnte nicht festgestellt werden, aber der Nachweis „genetischer Effekte“ sei schon bei den Hiroshima–Überlebenden nicht möglich gewesen. Kurzum, so Professor Oberhausen: „Wir liegen weit unter den Schwellen, die wir für eine ernsthafte Betrachtung einbeziehen müßten.“ Bundesumweltminister Töpfer erhofft nun eine „Versachlichung“ der Diskussion. Und damit es die „Informations– und Koordinationsprobleme, die nach Tschernobyl zum Teil auftraten“, beim nächsten Atomunfall nicht mehr gibt, werden 120 Mio. Mark in ein sogenanntes „Integriertes Meß– und Informationssystem zur Überwachung der Umweltradioaktivität“ investiert. Die vorhandenen Meßstellen zur Untersuchung von Boden, Wasser und Luft werden aufgestockt, ein flächendeckendes Netz soll es bis 1990 geben. Fortsetzung auf Seite 2 Die dabei ermittelten Werte werden bei einer neuen Zentralstelle im Institut für Strahlenhygiene des Bundesgesundheitsamts in München gesammelt. Dadurch soll beim nächsten „Ereignisfall“, so Töpfer, eine frühzeitige Alarmierung der zuständigen Behörden möglich sein. Alle zwei Stunden, so die Planung für Tschernobyl II, soll es dann eine aktuelle Über sicht über die Lage geben. Die Ergebnisse der Strahlenschutzkommission werden nicht unwidersprochen bleiben. Ein alternatives Spätfolgen–Gutachten ist bei kritischen Wissenschaftlern in Arbeit und wird in Kürze veröffentlicht werden.

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