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Tschernobyl–Zeuge berichtet

■ Sowjetischer Feuerwehrchef berichtet über den selbstlosen Einsatz seiner Leute während der Atom–Katastrophe von Tschernobyl / Schadenssumme beziffert

Aus London Rolf Paasch

Der Chef der sowjetischen Feuerwehr General– Major Anatoly Mikeev hat auf einem Seminar der britischen Polizei am Mittwoch in London eine detaillierte Beschreibung der Anstrengungen der Feuerbrigaden in Tschernobyl gegeben. Sechs der Feuerwehrleute, die das Feuer direkt am Reaktor bekämpften, sind unter den 31 Opfern der Atomkatastrophe. Der Feuerwehrchef räumte ein, daß es so etwas wie eine sichere atomare Anlage nicht gebe. „Ich muß zugeben, daß wir nie damit gerechnet hatten, ... mit einem völlig oder nur teilweise zerstörten Reaktor konfrontiert zu werden“. Mikeev enthüllte, daß in Tschernobyl zwei Monate vor dem Unfall eine Feuerwehrübung mit acht Feuerbrigaden stattgefunden habe. Die Wirklichkeit des Super–GAUs sah dann jedoch ganz anders aus. Als die Ortsfeuerwehr nach sieben Minuten die Unfallstelle erreichte, bedrohten die Flammen bereits den benachbarten Reaktor Nr. 3. Die 28 Feuerwehrleute, die direkt am Reaktor arbeiteten, wußten, „daß sie sich in einer hochradioaktiven Zone aufhielten, obwohl ihnen die wirklichen Werte nicht bekannt waren“. Hätten diese Feuerwehrleute, den dritten Reaktor nicht „praktisch mit ihren Körpern vor den Flammen geschützt“, so Mikeev wörtlich, dann hätte das Feuer auf den noch unversehrten Reaktor übergegriffen. Der Bericht des Chefs des Feuerwehr–Direktorats im sowjetischen Innenministerium enthielt auch erstmalig eine Einschätzung der Kosten des Atomunfalls. Die direkten Kosten wurden von ihm auf rund zwei Mrd. Rubel (sechs Mrd. DM) geschätzt. 800 Mio. Rubel davon seien als Kompensationszahlungen an die evakuierte Bevölkerung gegangen. Den gesamten volkswirtschaftlichen Schaden bezifferte Mikeev auf rund 600 Mrd. DM.

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