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Barschels Helfers–Helfer geht

■ Stellvertretender Regierungssprecher Ahrendsen tritt ab / Liberale weisen Geißlers Warnung vor Umfallen als „Brüskierung“ zurück / CDU und Freie Demokraten hoffen aus Stimmen aus dem anderen Lager

Kiel (ap) - Ungeachtet anhaltender Auseinandersetzungen um eine Regierungsbildung in Schleswig–Holstein haben CDU und FDP am Mittwoch die Koalitionsverhandlungen mit der sechsten Gesprächsrunde fortgesetzt. Die FDP wies zugleich eine Warnung des CDU–Generalsekretärs Heiner Geißler vor einem Umfallen der Liberalen im nördlichsten Bundesland als „Brüskierung der gesamten FDP“ zurück. Nach Geißlers Äußerung, es würde erhebliche Auswirkungen auf das Verhältnis von CDU und FDP auch in Bonn haben, falls die Freien Demokraten „Abwerbungsversuchen“ der SPD erlägen, erklärte der FDP–Landeschef Wolf–Dieter Zumpfort, die Partei stehe zu ihrer Wahlaussage zugunsten der CDU. Unterdessen führte der Rücktritt Barschels auch in der Kieler Regierungspressestelle zu Konsequenzen. Der stellvertretende Regierungssprecher Herwig Ahrendsen kündigte an, er werde sich ins Finanzministerium zurückversetzen lassen. Erwartet wird jetzt in Kiel, daß auch Regierungssprecher Gerd Behnke zurücktritt. Obwohl CDU und FDP im Landtag gemeinsam nur über die Hälfte der 74 Stimmen und damit nicht über die zur Regierungsbildung notwendige Mehrheit verfügen, halten die Liberalen eine Koalitionsregierung beider Parteien weiterhin für möglich. Der FDP– Landtagsabgeordnete Neithart Neitzel sagte in einem Interview, er hoffe zwar nicht auf „Schützen hilfe“ aus der SPD–Fraktion, man sei jedoch „vor Überraschungen nie sicher“. Wie der Vorsitzende der Bonner FDP–Fraktion, Wolfgang Mischnik, sagte, schließt die FDP auch eine Unterstützung durch den SSW nicht aus. Unterdessen hat die CDU den Landtagspräsidenten gebeten, das Parlament am 20. Oktober für die Wahl des Ministerpräsidenten einzuberufen. Für den gleichen Zeitraum hat der SPD–Oppositionsführer Björn Engholm seine Kandidatur angekündigt, so daß es voraussichtlich zu einer Kampfabstimmung im Landesparlament kommen wird. Als mögliche Anwärter auf das Amt des Ministerpräsidenten werden der ab Freitag geschäftsführend amtierende Regierungschef Henning Schwarz, der CDU– Fraktionsvorsitzende Klaus Kribben und der Chef der Schleswig– Holsteinischen Landesbank und frühere Landesfinanzminister Gerd Lausen genannt. Eine Entscheidung wird voraussichtlich in der kommenden Woche fallen.

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