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Konflikte auf dem Weg zur IG Medien

■ Auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag der IG Druck und Papier wurde die Satzung der zukünftigen Industriegewerkschaft Medien diskutiert / Angst vor Bevormundung und Monokultur auf allen Seiten

Aus Fellbach Martin Kempe

In den unzähligen Verhandlungen und Diskussionen um die Gründung der Mediengewerkschaft habe, so meinte der stellvertretende Vorsitzende der IG Druck und Papier, Heinz Müller, gestern auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag seiner Organisation in Fellbach, es harte Konflikte gegeben, viele Verletzungen auch persönlicher Art: „Viele haben Schaden genommen“ - und dennoch sei der Wille ungebrochen, den Weg zur Mediengewerkschaft bis zum Gründungskongreß im Frühjahr 1989 zu vollenden. Bei den weiteren Verhandlungen zwischen den beteiligten Organisationen gehe es im nächsten Jahr darum, eine „Vielfalt in der Einheit“ zustande zu bringen. Es müsse ein Eigenleben der einzelnen Untergliederungen, die bisher als selbständige Verbände bestanden, auch in Zukunft möglich sein, aber: „Die Souveränität der Gliederungen als Teile der Einheit dürfen nicht das Ganze aufzehren“. Der von Donnerstag bis Sonn abend andauernde außerordentliche Gewerkschaftstag dient der Beratung der inneren Struktur, die die zukünftige IG Medien haben soll. Die Industriegewerkschaft Medien soll sich, das ist der bisherige Stand der Dinge, aus einem Zusammenschluß der großen IG Druck und Papier mit den in der Gewerkschaft Kunst zusammengeschlossenen selbständigen Verbänden der Rundfunk–, Film– und Fernsehunion (RFFU) und einiger Künstlerverbände zu einer umfassenden Organisation aller im Medienbereich Beschäftigten entwickeln. Ängste bestehen auf allen Seiten. In Fellbach meinte einer der Delegierten der traditionsreichen Druckergewerkschaft während der Grundsatzdebatte: „Früher war ich mit dem Herzen und dem Verstand in dieser Organisation, heute nur noch mit dem Verstand“, weil es eben keine Alternative dazu gibt angesichts der Entwicklung auf dem Medienmarkt, der Herausbildung von gigantischen Mischkonzernen wie Bertelsmann, die den Bücher– und Zeitungsmarkt ebenso abdecken wie den Hörfunk– und Fernsehbereich. Trotzdem lassen sich zum Beispiel die Interessen der Schriftsteller nicht auf die gleiche Weise vertreten wie die der Facharbeiter aus dem Druckgewerbe. Anna Jonas, die letzte Woche überraschend neugewählte Vorsitzende des Schriftstellerverbandes VS,pochte darauf, daß die Fachgruppe der Schriftsteller in der zukünftigen Großorganisation IG Medien eine weitgehende Autonomie brauche, um die spezifischen Interessen der Schriftsteller innerhalb und außerhalb der Organisation zur Geltung bringen zu können. Die Satzung für die IG Medien dürfe keine Flurbereinigung beinhalten, keine organisationspolitische Monokultur erzeugen, „wir brauchen nicht nur Bäume, sondern auch Farne, Gräser, Blumen“, um das „ökologische Gleichgewicht“ der Organisation zu erhalten.

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