: Wieder Quotensystem beim Kaffee
■ Neue Weltmarktregelung bringt Stabilisierung der Preise bei Produzenten und Erhöhung für die Verbraucher
London (ap/dpa) - Auf dem Kaffeemarkt wird es künftig wieder ein Quotensystem geben, das die Exportmenge regelt und nach Ansicht von Experten die Handelspreise für Kaffee in die Höhe treiben wird. Auf die Wiedereinführung von Marktkontrollen einigten sich am Montag die in der Internationalen Kaffee–Organisation (ICO) vereinigten 75 Hersteller– und Verbraucherländer nach zweiwöchigen Verhandlungen auf ihrer letzten Sitzung in London. Vertreter sowohl der Verbraucher– als auch der Produzentenseite sprachen nach dem Beschluß von einem zufriedenstellenden Ergebnis der Verhandlungen. Die Quote für 1987–88 wurde mit 58 Millionen Sack Kaffee, der Sack a 60 kg, festgelegt. Die Hoffnung auf eine Einigung bei der Neufestlegung globaler Kaffee–Exportquoten und die damit verbundene Reaktivierung des Internationalen Kaffeeabkommens hatte bereits am Freitag zu einem starken Preisanstieg an den internationalen Kaffeemärkten geführt. Kaffee zur Lieferung im November verteuerte sich in London von 1.309 Pfund auf 1.364,10 Pfund (4.080 DM) je Tonne. Nachdem im Februar 1986 die alte Quotenregelung außer Kraft getreten war, gerieten Kaffeeproduktion und Kaffeepreise in Turbulenzen. Mißernten in Ko lumbien und Brasilien hatten die Preise von den üblichen 150 bis 170 Dollar erst auf 250 Dollar schießen lassen, danach kam der tiefe Sturz auf 100 Dollar. Was den Verbrauchern eine angenehme Verbilligung war, brachte den Erzeugerländern große Verluste. Kaffee ist für viele Länder der 3. Welt die wichtigste Devisenquelle. In der zurückliegenden quotenlosen Zeit haben sich die Marktanteile der einzelnen Produktionsländer zum Teil deutlich verschoben. Bemühungen um eine neue Quotenregelung wurden bisher vor allem dadurch erschwert, daß die „Aufsteiger“ höhere Quoten durchsetzen wollten, während die „Absteiger“ nicht bereit waren, ihre Prozente am Rohkaffee–Weltmarkt zu reduzieren. Die 50 Kaffee–Länder der Welt hatten sich bereits in der letzten Woche auf die Neuverteilung einer globalen Exportquote geeinigt. Sie hatten folgende Vorschläge für die wichtigsten Anbieter unterbreitet: Brasilien wird als größter Kaffee–Produzent der Welt eine geringfügige Kürzung seiner Quote von bisher 30,55 auf 30,48 Prozent hinnehmen. Die westafrikanischen Länder des französischsprechenden Blocks (OAMCAF) erhalten 11,34 Prozent, Uganda 4,39 Prozent, Indonesien 4,75 Prozent und die Produzenten anderer milder Sorten 23,51 Prozent. Kolumbien soll 16,17 Prozent erhalten.
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