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Nur begrenzte Trauer für toten Uwe

■ Bundespräsident Richard von Weizsäcker und die Kieler SPD meiden den Lübecker Staatsakt / CDU–Geißler möchte Schweinereien von Kiel mit Hilfe der „vollen Solidarität“ für den Ex–Ministerpräsidenten aufklären

Kiel (ap/dpa) - Der CDU–Bundesvorstand hat am Montag den schleswig–holsteinischen Christdemokraten im Zusammenhang mit der Situation nach dem Tod des früheren Ministerpräsidenten Uwe Barschel seine „volle Solidarität“ ausgedrückt. CDU–Generalsekretär Heiner Geißler verlas im Anschluß an eine Sitzung, des Gremiums eine Erklärung in der es heißt, die Absicht der CDU in Schleswig–Holstein, die Vorgänge in Kiel lückenlos und umfassend aufzuklären, werde unterstützt. „Wahrheit und Klarheit“ seien dabei die Richtschnur. In der Stellungnahme des Bundesvorstands werden die führenden Persönlichkeiten der CDU im nördlichsten Bundesland in Schutz genommen. Diese hätten von den Aktivitäten des Medienreferenten Reiner Pfeiffer erstmals am 12. September - also unmittelbar vor der Landtagswahl - durch Agenturberichte über einen Artikel im Spiegel erfahren. Gleichzeitig wurde bekannt, daß die SPD–Landtagsfraktion der heute stattfindenden Trauerfeier im Lübecker Dom nahezu geschlossen fernbleiben will. Einzige Ausnahme bilde nach Aus kunft eines Fraktionssprechers das Fraktionsmitglied Lianne Paulina Mürl, die als Landtagspräsidentin nach Lübeck fährt. Oppositionsführer Engholm entschuldigte sein Fernbleiben mit dem Hinweis auf seine nach einem Herzinfarkt schwerkrank darnieder liegende Mutter. Bundespräsident Richard von Weizsäcker zog offenbar der Trauerfreier einen schon lange zugesagten Re de–Termin beim in Berlin tagenden Aspen–Institut vor. Andere Abgeordnete begründeten ihr Fernbleiben damit, daß sie sich nach Bekanntwerden der Aids– Kampagne gegen Engholm nicht mehr in der Lage sähen, dem früheren Regierungschef das letzte Geleit zu geben. Der Untersuchungsausschuß des schleswig–holsteinischen Landtags hat am Montag in einer nichtöffentlichen Sitzung mehrere Tage für die weitere Anhörung des ehemaligen Medienreferenten Pfeiffer festgelegt. Parlamentssprecher Hansen teilte in Kiel auf Anfrage mit, daß Pfeiffer zunächst am Mittwoch vor dem Ausschuß erscheine. Am Donnerstag sei eine weitere Vernehmung des Referenten vorgesehen. Feste Termine für seine Aussagen gibt es auch am 11. und 13.11.

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