■ Mit der Börse auf Du nd Du: Festverzinsliche fester
Festverzinsliche Wertpapiere sind der Sammelname für Anleihen, Pfandbriefe, Kommunalobligationen und andere Schuldverschreibungen, die meistens einen festen Zinssatz und einen festen Rückzahlungs– bzw. Tilgungstermin haben. Der Zinssatz, auch Coupon genannt, und die Restlaufzeit bis zum Rückzahlungstermin bestimmen Chancen und Risiken nach der Regel: Je niedriger der Coupon und je länger die Laufzeit, desto größer die Gewinne und Verlustmöglichkeiten. Festverzinsliche Wertpapiere werden an der Börse notiert und reagieren auf den Kapitalmarktzins, das heißt, steigt dieser, so fallen die Kurse, fällt er, so steigen die Kurse. Die drei wichtigsten Bestimmungsgrößen für den Kapitalmarktzins sind die Notenbankpolitik, die Inflationserwartungen und das vorhandene Geldangebot. Die Notenbanken sind nach den drastischen Rückgängen an den Aktienbörsen gezwungen, Geld zu günstigen Konditionen, d.h. niedrigen Zinsen, anzubieten, um eine allgemeine Vertrauenskrise zu verhindern. Die Aktienkursverluste rund um den Globus führen dazu, daß die Verbraucher den Gürtel enger schnallen, weil sie sich ärmer fühlen bzw. tatsächlich ärmer sind. Die Unternehmer stellen Investitionen zurück oder streichen sie ganz, weil sie Absatzeinbußen befürchten und aufgrund der jetzt schlechten Zeiten für Aktien–Neuemissionen schlechter an Eigenkapital kommen. Dies wirkt sich negativ auf das Wirtschaftswachstum aus, drückt somit die Inflationserwartungen und ebenso den Kapitalmarktzins. Die Panik an den Aktienmärkten veranlaßt daher die Anleger, ihre Mittel im sichersten Hafen der Welt unterzubringen. Als sichere Anlagen werden vor allem in Krisenzeiten Regierungsanleihen betrachtet. Die gegenwärtige Flucht aus der Aktie vergrößert das Geldangebot für andere Anlagemöglichkeiten und verstärkt die Nachfrage nach Regierungsanleihen. Das Schaubild zeigt, wie der Kurs der Bundesanleihe exakt beim Börseneinbruch steil anstieg. Da somit die wichtigsten Bestimmungsgründe für einen nachhaltigen Rückgang des Kapitalmarktzinses sprechen, empfehlen wir die sechsprozentige Bundesanleihe von 1986 zum Kauf. Sie hat beim gegenwärtigen Kurs von etwa 85 eine laufende Verzinsung von rund sieben Prozent und verspricht einen Kursanstieg in den nächsten sechs Monaten von bis zu 20 Prozent. Heinz L. Poulev Heinz L. Poulev, Chef der Depot–Management–Beratung in Frankfurt, beleuchtet für die taz die Börsenszene der Turbulenzzeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen