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Wieder Hacker–Wohnung durchsucht BKA notorisch auf der falschen Spur

■ Sechste Aktion gegen Computer–Freaks innerhalb von vier Wochen / / Jetzt auch Freunde des Chaos–Computer–Clubs belangt / Informatik–Experte Brunnstein: Warum Hacker statt Cracker?

Aus Hamburg Brigitte Jakobeit

Zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden durchsuchten Beamte des BKA am Mittwoch abend in Hamburg eine Hacker–Wohnung. Es ist die sechste Aktion gegen den Chaos–Computer–Club (CCC) innerhalb von vier Wochen (siehe taz vom 29.10. Seite 4). Damit wenden sich die Ermittlungen auch gegen das Umfeld des Clubs: die Durchsuchung fand bei einem Nichtmitglied statt. Der 26jährige Student wird beschuldigt, beim Europäischen Kernforschungszentrum (CERN) in Genf „geknackt“ zu haben. Wie der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Lilie, mitteilt, „haben sich bei den ersten Durchsuchungen Ende September Querverbin dungen und Anhaltspunkte ergeben, die vermuten lassen, daß eine Menge Beweismaterial bei den Betroffenen zu finden ist“. Der Student hat gegen die Sicherstellung von mehreren hundert Disketten Widerspruch eingelegt. Grundsätzliche Bedenken gegen das Vorgehen des BKA äußert der Hamburger Informatikprofessor und Experte für Rechnersicherheit, Prof. Klaus Brunnstein. Die Durchsuchungsbefehle lauteten bisher auf Hacking bei CERN, der NASA und der niederländischen Elektrofirma Philips. Zugrundegelegt wurden jeweils die Paragraphen 202 a (Ausspähen von Daten), 303 a (Datenänderung) und 303 b (Computersabotage). Diese Pragraphen, so Brunnstein, bezögen sich ausschließlich auf Wirtschaftskriminalität. Weder CERN noch NASA aber seien Wirtschaftsunternehmen, und er sähe überhaupt nicht, warum ein deutsches Strafgesetz auf solche Unternehmen angewendet würde. Für Brunnstein sind die Hacker ein absolut „ungeeignetes Manöverfeld, um wirklichen Wirtschaftskriminellen wie den Crackern und Crashern auf die Spur zu kommen.“ Daß es sich bei den Ermittlungen um ein ziemlich wahlloses Vorgehen handelt, ist einer letzten Meldung der Staatsanwaltschaft zu entnehmen. Dort heißt es, man stünde vor der technisch schwierigen Aufgabe, die unterschiedlichen Systeme und Datenformate zu sichten. Derzeit stoße man an die Grenzen der Kapazitäten.

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