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US–Minister Baker wirft BRD Monetarismus vor

■ „Eine kleine Clique“ in der Bundesbank sei Schuld am Börsenkrach

New York/Berlin (dpa/taz) - Wie sich die Zeiten ändern: Monetarismus ist für die US–Regierung seit neuestem ein Schimpfwort. Die Wissenschaft, die für einen reinen Kapitalismus ohne staatlich–sozialen Touch plädiert und vor allem durch rigorose öffentliche Sparpolitik die Inflation bekämpft wissen will, war noch zu Beginn der Ära Reagan von vielen Beobachtern eher als Grundlage der US–Regierung angesehen worden. Für US–Finanzminister Baker sind jetzt bundesdeutsche Monetaristen verantwortlich für den Börsenkrach: Eine „kleine Clique“ um den Vizepräsidenten der Frankfurter Bundesbank, Helmut Schlesinger, sei für die vier Zinserhöhungen in den letzten Wochen verantwortlich, wobei die jüngste Steigerung den Zusammenbruch der Börse verursacht habe, sagte Baker gegenüber der Zeitschrift Newsweek. Baker bezeichnete Schlesinger und seine Mitarbeiter als „starre Monetaristen“, die ohne Rücksicht auf alles andere eine Null–Inflation erreichen wollten. Die USA hätten die Wahl, entweder den Dollar mit höheren Zinsen zu verteidigen oder das Wirtschaftswachstum mit niedrigeren Zinsen und der Dollarabwertung zu fördern. Washington habe sich für die Abschwächung des Dollar entschieden und erwarte die Kooperation der anderen Länder, damit der Kurs der US–Währung nicht zu tief falle. Eine Spaltung innerhalb der Bundesbank habe jedoch eine Zusammenarbeit der Bonner Regierung mit ihm, Baker, zugunsten niedrigerer Zinsen verhindert. Sowohl Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl als auch Finanzminister Gerhard Stoltenberg hätten das Louvre–Abkommen zur Stabilisierung des Dollar gutgeheißen, sagte Baker. Beide hätten Washington versichert, Bonn werde auf eine Stabilisierung der Zinsen hinarbeiten. Dennoch habe die Bundesbank die Zinsen erhöht. Die Bundesbank nahm zunächst zu den Vorwürfen von Baker nicht Stellung. Pöhl ging am Montag abend in einer Rede vor dem American Council on Germany zum Andenken an den früheren US–Notenbankpräsidenten und Botschafter Arthur Burns auf die in jüngster Zeit des öfteren an die deutsche Adresse gerichteten Vorwürfe der Amerikaner ein. Er nannte die Kommentare zur „winzigen, marktorientierten“ Zinsanhebung der Bundesbank weder gerechtfertigt noch hilfreich. Immer wieder werde übersehen oder vergessen, daß der weltweite Zinsanstieg in den USA begonnen habe. Die Bundesbank habe ihren politischen Kurs in diesem Herbst nicht geändert. Sie habe weder ein Interesse am Zinsanstieg im eigenen Land noch in den USA. In der Tat: Kurz vor der Weltwährungstagung hatte die US–Zentralbank den Diskont–Zinssatz angehoben. Den Vorwurf aus den USA, die Deutschen seien „Inflationsneurotiker“, wies er mit dem Hinweis auf die seit zwei Jahren überschießende Geldmenge zurück. Das Überschreiten des Geldmengenziels über einen längeren Zeitraum zehre an der Glaubwürdigkeit, und Glaubwürdigkeit sei der Grundstock jeder Notenbank. Einer der Höhepunkte dieser Zusammenarbeit sei das Louvre–Abkommen, in dem die führenden westlichen Staaten im Februar die Stabilisierung des Dollarkurses beschlossen hätten. Dieses Abkommen habe noch immer Bestand. Allerdings sei die Stabilisierung der Wechselkurse nicht sein einziger Gegenstand gewesen. Auch die engere Zusammenarbeit in der Wirtschaftspolitik habe dazugehört. Die Möglichkeit und die Bereitschaft führender Zentralbanken, als Feuerwehr zu agieren, wenn die weltweiten Finanzmärkte zu brennen beginnen, habe ihre Grenzen.

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