: Durchsuchungen und Festnahmen
Berlin/Frankfurt (taz) - Während die Bundesanwaltschaft noch am Nachmittag unverdrossen behauptete, außer der einen Festnahme im Zusammenhang mit der aufgefundenen Pistole hätte es sonst keine weiteren gegeben, scheint die Polizei nach dem Motto „Jeder könnte es gewesen sein“ jetzt sämtliche Teilnehmer der nächtlichen Demonstration an der Startbahn festnehmen zu wollen. Die Informationen über die Zahl der Hausdurchsuchungen und Festnahmen sind sehr widersprüchlich. Eine BI–Aktivistin ging am Mittag von etwa fünf Verhaftungen in Frankfurt und zehn in Wiesbaden aus. Laufend gebe es neue Mel dungen von Leuten, die vermißt würden, wobei völlige Unklarheit darüber herrsche, ob sie verhaftet, untergetaucht oder nur einfach anderswo seien. Waltraut Verleih, eine der Anwältinnen der Festgenommenen konnte nur laut lachen, als sie von der Behauptung hörte, es gebe nur eine Festnahme: „Das ganze Präsidium ist doch voll, die Beamten sagen selbst, daß sie nicht mehr durchblicken. In Wiesbaden haben sie sich sogar einen Beamten von der Sitte ausgeliehen, weil sie es alleine nicht mehr schaffen“. Alle Szene–Anwälte in Frankfurt sind beschäftigt, weil jeder Anwalt aufgrund des Tatvorwurfes nur jeweils einen Mandanten vertreten darf. Auch die Festnahmegründe sind reichlich undurchsichtig. Die Rede ist unter anderem von schwerem Landfriedensbruch, Nichtanzeige einer Straftat, Beteiligung an versuchtem Totschlag. Mit anderen Worten: es wird jetzt nicht nur die Spur des Schützen verfolgt, sondern die aller, die Barrikaden gebaut, Heuballen angezündet, Molotow– Cocktails geworfen oder nur davon gewußt haben könnten. Nach den Informationen von Frau Verleih hat es in Frankfurt und Wiesbaden etwa vierzig Festnahmen gegeben, einige der Festgenommenen seien jedoch inzwischen wieder entlassen. Nach Informationen aus der Frankfurter Szene wurden die Wohnungsdurchsuchungen und die Festnahmen während des ganzen Tages fortgesetzt. Das Bundeskriminalamt täte gut daran, sich vom hessischen Landeskriminalamt darüber informieren zu lassen. Denn dessen Pressesprecher Beilstein bestätigte am Nachmittag Angaben der Bunten Hilfe Frankfurt, wonach in Wiesbaden vier Wohngemeinschaften durchsucht und zwanzig Personen vorläufig festgenommen wurden. In Frankfurt habe es bis zum Mittag ebenfalls vier Hausdurchsuchungen und zwei Festnahmen gegeben, auch diese Angabe wurde von Beilstein bestätigt. IH
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