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Verfahren gegen Vanunu geht weiter

■ Der wegen Spionage angeklagte Atomtechniker Vanunu dementierte die Anklagepunkte erstmals in der Öffentlichkeit / Regierungsmitglieder brauchen wegen „Staatssicherheit“ nicht aussagen

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Nach dreimonatiger Unterbrechung wird heute das Verfahren gegen Mordechai Vanunu, der als ehemaliger Techniker die Atombombenproduktion Israels öffentlich bestätigt hatte, vor dem Kreisgericht Jerusalem wiederaufgenommen. Inzwischen hat eine höhere Instanz Vanunus Forderung abgelehnt, das Hauptverfahren nicht mehr unter Ausschluß der Öffentlichkeit durchzuführen. Ebenfalls abgelehnt wurde ein Antrag der Verteidigung, das Geständis des Angeklagten nicht als Beweismaterial anzuerkennen, weil Vanunu nach seiner Entführung durch den israelischen Geheimdienst nach Israel durch illegale Methoden erpreßt wurde. Führende Regierungsmitglieder, die von der Verteidigung zur Frage der nuklearen Produktion geladen waren, haben sich von dieser Pflicht „aus Gründen der Staatssicherheit“ entbinden lassen. In einem Brief an die Zeitung Khadashot schreibt Vanunu nun erstmals, daß er weder ein Spion noch ein Verräter ist, wie die Anklage gegen ihn lautet. Er habe nur Erkenntnisse aus seiner Arbeit in der Atomfabrik Dimona veröffentlicht, aber nicht verraten. Es sei ihm nur darum gegangen, gerade auch der israelischen Öffentlichkeit wichtige Informationen zu geben, die dem Volk von der Regierung vorenthalten würden. Israels Feinde könnten aus diesen Informationen keinen Nutzen ziehen. Vanunu kritisiert die Regierung, die durch die Verteufelung seiner Person verhindere, daß die Israelis ihre wahren Interessen gegen eine Gruppe von Atomabenteurern durchsetzen können und die illegalen Praktiken der Polizei aufgedeckt würden.

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