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Kuckucks–Ei aus deutschen Landen

■ Tierschutz verteuert dänische Eier / Billigimporte aus deutschen Legebatterien

(taz) - Mit Importen aus der Bundesrepublik unterlaufen Händler im Nachbarland Dänemark den Erfolg einer fortschrittlichen Tierschutzgesetzgebung: Sie beziehen und verkaufen Eier, die aus der drangvollen Enge deutscher Käfighaltung stammen - und deshalb billiger zu haben sind. Dänemark vollzog Anfang diesen Jahres einen ersten Schritt gegen die übliche Form der Massenpfercherei: Dort haben Legehennen laut Gesetz einen Anspruch auf 600 Quadratzentimeter Lebensraum pro Kopf - das ist immerhin so viel wie die Fläche eines Bogens Schreibpapier. Die Produzenten im Königreich zwischen Nord– und Ostsee müssen damit 20 Prozent mehr Betriebsfläche und Anlagekosten in das biologische Fließbandgeschäft stecken. Dänemark, vor wenigen Jahren noch weltweit führender Exporteur von Eiern, ist hierdurch zum Einfuhrland geworden. Bundesdeutsche und niederländische Lieferanten haben bereits den Fuß in der Tür. Im laufenden Jahr werden sie nach neuesten Schätzungen mit vier bis fünf Prozent am dänischen Markt beteiligt sein. Von den eingesessenen Produzenten werden sie bereits als „unsere schlimmsten Konkurrenten“ eingestuft - so Landesberater Yding Sorensen vom Verband gewerblicher Geflügelhalter. Ausgerechnet dem Interessenverband war es vorbehalten, jetzt einen umfassenden Etikettenschwindel mit den deutschen Billig–Import–Eiern aufzudecken. Dänische Verbraucher, die an die relativ tierfreundliche Entstehung ihres Frühstückseis glauben, werden von einer Reihe profitbewußter Packereien regelrecht hereingelegt. Unsortierte Massenware aus Deutschland wird ihnen einfach in dänische Schachteln gesteckt. Sie tun damit nicht einmal Verbotenes - jene Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft, in der die Herkunftsbezeichnung auf Lebensmittelpackungen geregelt ist, hat genau an der richtigen Stelle eine Lücke. Eier wurden ausgenommen. Klaus Franck

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